Anti-Stress-Training für Kinder (AST)

Zusammenfassung

Das kognitiv-verhaltenstherapeutische Programm „Anti-Stress-Training für Kinder (AST)“ hat in seiner Langversion AST_8 (mit Elternbeteiligung) Kinder mit stressbezogenen Erkrankungen im Alter von 8 bis 13 Jahren als Zielgruppe. Das Programm ist sowohl für eine ambulante als auch eine stationäre Durchführung geeignet. Wichtige Inhalte der Schulung sind: Wissensvermittlung zum Thema „Stress“, Wahrnehmungsschulung körperlicher und emotionaler Stressreaktionen, Erlernen von Entspannungsmethoden und positiven Selbstinstruktionen, Identifikation von Schritten der Problembewältigung, Sammeln von Erholungsaktivitäten sowie Prävention von Rückfällen. Das Programm umfasst in der nachfolgend beschriebenen Langversion 8 Einheiten und wird für eine Gruppe von 6 Teilnehmern empfohlen. Eine Evaluation für das AST_6 (ohne Elternbeteiligung) liegt vor.

Autoren Petra Hampel, Franz Petermann
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Hampel, P. & Petermann, F. (2003). Anti-Stress-Training für Kinder. Weinheim: Beltz. ISBN-10: 3621274804
Kosten 44,95 Euro (Stand: Dezember 2022)
Schlagworte Kinder und Jugendliche, Stress
Stand Version 2003 (2. Auflage)
Anmerkungen zum Bezug Das Anti-Stress-Training für Kinder (AST) steht in 4 Programmversionen und -längen zur Verfügung (Die Zahlen im Titel der Schulungsprogramme beziehen sich auf die Anzahl der Einheiten):
  • – AST_2 (ohne Entspannung): AST als Baustein in anderen Patientenschulungsprogrammen
  • AST_4 (mit Entspannung): AST als primärpräventive Maßnahme bei ersten Zeichen von Beanspruchungssymptomen, wie Schulunlust und leichten Einschlafschwierigkeiten
  • AST_6 (ohne Einbezug der Eltern) + AST_8 (mit Einbezug der Eltern): AST als sekundär- und tertiärpräventive Maßnahme Der Datenbankeintrag bezieht sich auf das AST_8 (mit Elternbeteiligung). Die anderen Programmversionen können nach dem „Baukastenprinzip“ aus bestimmten Elementen des AST_8 zusammengesetzt werden.

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation indikationsübergreifend
Thema/Erkrankung Stress
Zielgruppe des Programms Kinder/Jugendliche,Eltern von Ki/Ju
besondere Zielgruppenkriterien Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren. Die Gruppen sollten möglichst homogen hinsichtlich Alter, Geschlecht sowie Art, Dauer und Intensität der Beanspruchung zusammengesetzt sein.
Ausschlusskriterien massive Verhaltensstörungen; Lern- und geistige Behinderungen; ausgewählte neurologische Erkrankungen (z. B. Epilepsie)
Durchführung und Themen
Setting ambulant und stationär umsetzbar
Teilnehmerzahl Empfehlung: 6 Teilnehmer (Eine gerade Teilnehmerzahl ist aufgrund von Partnerübungen wünschenswert.)
Anzahl der Einheiten 8 Einheiten
Dauer der Einheiten 90 Minuten
Frequenz der Einheiten bis Einheit 6: 2 Einheiten pro Woche; ab Einheit 7: 1 Einheit pro Woche
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
  • Unterstützung zur Reduktion von Angst und Depressivität
  • Training der (krankheitsbezogenen) sozialen Kompetenz
Inhalte Die Themen der Schulung sind nach den 3 Phasen des Stressimpfungstrainings von Meichenbaum strukturiert:
  • Informationsphase (Einheit 1): Reformulierung des Stressgeschehens
    • Wissensvermittlung anhand des Modells der „Stresswaage“
    • Exploration des erlebten Stressgeschehens
    • Schulung von Wahrnehmungsprozessen (Körperreaktionen und Gefühle)
    • Schulung der Diskriminationsleistungen (innere und äußere Anforderungen, günstige und ungünstige Verarbeitungsstrategien)
  • Lernphase (Einheit 2): Aufbau günstiger Verarbeitungsstrategien
    • Erlernen von Entspannungsverfahren (Bildgetragene Entspannung, Progressive Muskelrelaxation)
    • Einüben kognitiver Strategien (Problemlöse- und Selbstinstruktionstechniken)
  • Anwendungsphase (Einheit 3-8): Transfer in den Alltag
    • Ermittlung und Erprobung individueller Erholungsaktivitäten
    • Modelllernen
    • Rollenspiele zur Erprobung der verschiedenen Bewältigungsstrategien
    • Verhaltensbezogene Aufgaben
    • Vorbeugen von Rückfällen (Vorstellungsübungen und Rollenspiele)
Anmerkungen zu Zielen und Inhalten Die Lernziele sind im Manual konkret definiert. Es wird empfohlen – insbesondere bei jüngeren Kindern – die im Programm vorgesehenen Spielpausen zeitlich auszudehnen, wodurch sich die Dauer einer Einheit auf bis zu 120 Minuten ausdehnen kann.

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Verhaltenstraining oder Übung oder Rollenspiel
  • Kleingruppenarbeit
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Die Kinder erhalten am Ende jeder Sitzung Hausaufgaben, welche zu Beginn der nächsten Einheit besprochen werden.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur k.A.
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden hoch
Strukturierungsgrad Zeit hoch
Strukturierungsgrad Struktur k.A.
Anmerkungen zur Struktur und Flexibilität Im Manual findet sich keine explizite Angabe zur Gruppenstruktur. Aufgrund des Schulungsaufbaus wird implizit die Durchführung in einer geschlossenen Gruppe nahe gelegt. Die im Manual angegebenen Zeitangaben und Instruktionen zu einzelnen Methoden dienen nur als Richtwerte.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen Nachgespräch mit den Eltern 3 bis 6 Monate nach Trainingsende wird ein 90-minütiger Auffrischungskurs empfohlen. Dieser sollte bereits im Nachgespräch angekündigt werden.
Vorbereitungsmaßnahmen k. A.
Einbezug von Angehörigen Die Einheiten 4 und 7 werden gemeinsam mit jeweils einem Elternteil der Kinder durchgeführt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Kinder zu beiden Sitzungen vom gleichen Elternteil begleitet werden müssen.
Maßnahmen zum Alltagstransfer – Rollenspiele zur Einübung verschiedener Bewältigungsstrategien – Vorstellungsübungen und Rollenspiele zum zukünftigen Umgang mit Belastungssituationen
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen k. A.
Anmerkungen zu externen Ressourcen k. A.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen k. A.
Qualifikation des Personals k. A.
Besonderheiten zum Personal k.A.
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung

Im Manual sind alle benötigten Arbeitsmaterialen und -blätter sowie Folienvorlagen enthalten.

räumliche Voraussetzungen k. A.
Besonderheiten zur Ausstattung Schreibmaterialen, Schreibkarten, Spielmaterialien, bewegliches Modell der „Stresswaage“ aus Pappe (adaptiert nach Klein-Heßling und Lohaus (1998)), Videokamera, Arbeitsmappen und Audiokassetten mit Entspannungsinstruktionen für jeden Teilnehmer

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle

Hampel, P., Petermann, F., Stauber, T., Stachow, R., Wilke, K., Scheewe, S. & Rudolph, H. (2002). Kognitiv-behaviorales Stressmanagementtraining in der Patientenschulung von Kindern und Jugendlichen mit atopischer Dermatitis. Verhaltenstherapie und Verhaltensmodifikation, 23, 31-52.

Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation, Universität Bremen

Beteiligte Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche der LVA Hamburg, Westerland Sylt
Zeitpunkt 1999
Kontext externe Evaluation, unizentrische Studie
Evaluationsart formativ
Design kontrollierte Studie
Stichprobe

Patienten mit einem SCORAD-Wert > 11

  • N(t1) = 60 (Patienten, von denen Daten zum Zeitpunkt vor und nach der Rehabilitation vorliegen)
    • Alter: M = 12.27 Jahre, SD = 0.30 Jahre
    • Geschlecht: m = 19; w = 41
  • N(t2) = 44 (Patienten, von denen Daten zum Zeitpunkt vor und 6 Monate nach der Rehabilitation vorliegen)
    • Alter: M = 12.64 Jahre, SD = 0.34 Jahre
    • Geschlecht: m = 15; w = 29
Kontrollgruppe

IG: stationäres Patientenschulungsprogamm, das als wesentliche Komponente ein kognitiv-behaviorales Stressmanamgement enthält [4 Einheiten: Modifikation der Schulung von Scheewe et al. (1997), 6 Einheiten: Anti-Stress-Training (AST) von Hampel und Petermann (1998)]

KG: stationäre, eher wissensorientierte Schulung ohne Stressmanagementtraining [6 Einheiten: Modifikation der Schulung von Scheewe et al. (1997), 3 Einheiten: Entspannungsübungen]

Gruppenzuweisung

nicht randomisiert, Zeitstichproben (nicht alternierend)

Interventions- und Kontrollgruppe wurden hinsichtlich Alter und Geschlecht parallelisiert.

Gruppengröße
  • N (t0) = 64
  • N (t1) = 60 [n(IG) = 29; n(KG) = 31]
  • N (t2) = 44 [n(IG) = 25; n(KG) = 19]
Katamnese
  • t0 = vor der Rehabilitation
  • t1 = nach Ende der Rehabilitation
  • t2 = 6 Monate nach der Rehabilitation
Erhebungsinstrumente

Krankheitsparameter:

  • Maß für die Krankheitsschwere: SCORAD-Gesamtwert (Erhebung zu t0 und t1)
  • subjektive Kennwerte (Erfassung auf 5-stufiger Antwortskala zu t0, t1 und t2):
    • allgemeine Gesundheitszufriedenheit (bezogen auf die letzte Woche)
    • Häufigkeit des Kratzens und des Juckreizes tagsüber (bezogen auf die letzte Woche)
    • Schlafbeeinträchtigung durch den Juckreiz (bezogen auf die letzte Woche)

Stressverarbeitung:

  • habituelle Stressverarbeitung: Stressverarbeitungsbogen (SVF-KJ) von Hampel, Petermann und Dickow (2001) (Erhebung zu t0, t1 und t2)
Primäre Zielgrößen

Krankheitsparameter:

  • Krankheitsschwere: In beiden Behandlungsgruppen reduzierte sich im Rehabilitationsverlauf der SCORAD-Gesamtwert.
  • subjektive Kennwerte:
    • Für die allgemeine Gesundheitszufriedenheit zeigten sich keine Interventionseffekte.
    • Für die Häufigkeit des Kratzens und des Juckreizes tagsüber zeigten sich keine Interventionseffekte.
    • In beiden Behandlungsgruppen gaben die Patienten im Untersuchungsverlauf eine geringere Schlafbeeinträchtigung an.

Stressverarbeitung:

  • In der IG verbesserte sich langfristig sowohl die Stressverarbeitung in Bezug auf die soziale Situationsschilderung als auch in Bezug auf die situationsübergreifenden Kennwerte.

Es werden signifikante und nicht signifikante Ergebnisse berichtet. Effektstärken werden nicht berichtet.

Weitere Zielgrößen Es wird nicht zwischen primären und sekundären Zielgrößen unterschieden.
Sonstige Ergebnisse Auch Ergebnisse von altersabhängigen Analysen zur differentiellen Wirksamkeit des Patientenschulungsprogramms werden berichtet.
Weiteres

AST_8:

Haneberg, K. & Pawlowski, M. (1998). Anti-Stress-Training für Kinder – Eine Pilotstudie zur Akzeptanz, Durchführbarkeit und Wirksamkeit eines kognitiv-behavioralen Stressbewältigungsprogramms. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Bremen.

AST_6:

  • Hampel, P., Rudolph, H., Petermann, F. & Stachow, R. (2001). Stress management training of children and adolescents with atopic dermatitis during in-patient rehabilitation. Dermatology and Psychosomatics, 2, 116-122.
  • Hampel, P., Rudolph, H., Stachow, R. & Petermann, F. (2003). Multimodal patient education program with stress management for childhood and adolescent asthma. Patient Education and Counseling, 49, 59-66.
  • Stachow, R., Schultz, A., Kurzinsky, U., Petermann, F. & Hampel, P. (2001). Anti-Stress-Training für Kinder und Jugendliche mit Diabetes während der stationären Rehabilitation. Kindheit und Entwicklung, 10, 226-239.

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? keines bekannt

Anmerkungen zum gesamten Programm

Es wird darauf hingewiesen, dass die Schulung möglichst umfangreich mit Videoaufnahmen dokumentiert werden sollte.

Stand des Eintrags: 01.04.2010