Gesundheitstraining der Deutschen Rentenversicherung Bund – Koronare Herzkrankheit

Zusammenfassung

Zielgruppe des Schulungscurriculum „Koronare Herzkrankheit“ sind Patienten mit koronarer Herzkrankheit. Ziel ist die Vermittlung eines mehrdimensionalen Krankheitsverständnisses. Der Patient soll unterstützt werden, informierte Entscheidungen bezüglich seiner Krankheit und Behandlung treffen zu können.

Die Schulung wurde für den stationären Kontext entwickelt und ist für die gemeinsame Schulung aller Rehabilitanden mit Koronarer Herzkrankheit ausgelegt.

Wichtige Inhalte der Schulung sind Störungen der Herz-Kreislauffunktion und Risikofaktoren, Behandlung der Koronaren Herzkrankheit, Umgang mit der Erkrankung im Alltag sowie Verhaltensempfehlungen und Lebensstiländerungen.

Das Programm ist auf 5 Unterrichtseinheiten konzipiert und für max. 15 Teilnehmer empfohlen. Im Schulungsteam sollten Ärzte, Psychologen und Bewegungstherapeuten vertreten sein.

Autoren Autoren der 1. Fassung 2003: I.W. Franz und Schulungsteam, Rehabilitationsklinik Wehrawald, Todtmoos
Aktualisierung 2012: G. Haug, R. Altstidl, Reha-Zentrum Bayerisch Gmain Deutsche Rentenversicherung Bund; B. Schwaab, G. Mosler, Klinik Höhenried Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd; K. Meng, B. Seekatz, Universität Würzburg
Aktualisierung 2019: Robert Altstidl, Reha-Zentrum Bayerisch Gmain Deutsche Rentenversicherung Bund
Aktualisierung 2021 (Ernährung): Christiane Reudelsterz, Deutsche Rentenversicherung Bund; Robert Altstidl, Reha-Zentrum Bayerisch Gmain Deutsche Rentenversicherung Bund
Lizenzhinweise publiziert, online verfügbar
Bezugsquelle Gesundheitstraining in der Medizinischen Rehabilitation – Indikationsbezogene Curricula Aktualisierte Version 2021)
Das Manual kann direkt von der Homepage der Universität Würzburg (Arbeitsbereich Rehawissenschaften) heruntergeladen werden (ans Ende der Seite scrollen)
Kosten kostenfrei online verfügbar
Schlagworte Herz-Kreislauferkrankungen, KHK, kardiovaskuläre Erkrankungen
Stand überarbeitete Version 2021

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation Kardiologie
Thema/Erkrankung Koronare Herzkrankheit
Zielgruppe des Programms Erwachsene
besondere Zielgruppenkriterien Patienten mit chronischer koronarer Herzkrankheit in der medizinischen Rehabilitation (medizinisches Antragsverfahren, Anschlussrehabilitation)
Ausschlusskriterien kognitive Beeinträchtigungen und unzureichende Deutschkenntnisse (Sprachverständnis)
Durchführung und Themen
Setting stationär
Teilnehmerzahl Max. 15 Teilnehmer
Anzahl der Einheiten 5 Einheiten
Dauer der Einheiten 45–50 Minuten
Frequenz der Einheiten k.A.
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
  • Unterstützung zur Reduktion von Angst und Depressivität
  • Erhöhung der Funktionsfähigkeit und Lebensqualität
Inhalte
  1. Störung der Herz-Kreislauffunktion und Risikofaktoren
  2. Behandlung der Koronaren Herzkrankheit
  3. Umgang mit der Koronaren Herzkrankheit im Alltag
  4. Lebensstiländerung bei Koronarer Herzkrankheit Teil I
  5. Lebensstiländerung bei Koronarer Herzkrankheit Teil II
Anmerkungen zu Zielen und Inhalten Die Lernziele sind im Manual konkret definiert.

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Zur Schulung existiert ein Patientenheft; Arbeitsblätter zur Einzelarbeit können den Teilnehmern auch als Hausaufgabe mitgegeben werden.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur k.A.
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden hoch
Strukturierungsgrad Zeit hoch
Strukturierungsgrad Struktur mittel
Anmerkungen zur Struktur und Flexibilität Bei entsprechenden Ressourcen kann die Dauer einer Einheit auch auf 60 Minuten verlängert werden. Die beiden ersten Module dienen eher der Wissensvermittlung, die folgenden drei der Umsetzung und dem Alltagstransfer.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen k.A.
Vorbereitungsmaßnahmen k.A.
Einbezug von Angehörigen k.A.
Maßnahmen zum Alltagstransfer Erstellung eines Handlungsplans mit persönlichen Gesundheitszielen, Pläne zur Handlungskontrolle (z.B. Protokolle)
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen Kontaktadressen von Selbsthilfeorganisationen sollten zur Verfügung gestellt werden.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen Arzt, Psychologe (BA, MA, Diplom), Physiotherapeut, Sportlehrer (BA, MA, Diplom), Sportwissenschaftler (BA, MA, Diplom), Sport- und Gymnastiklehrer
Qualifikation des Personals k.A.
Besonderheiten zum Personal k.A.
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung

Beispielhafte Folien, Arbeitsblätter, Fragebögen

Zur Schulung gehört auch ein Patientenheft, das die Arbeitsblätter und wichtige Schulungsinhalte zusammenfasst.

Zur Qualitätssicherung stehen Patientenfragebögen, Stundenprotokolblätter und Beobachtungsbögen zur Verfügung

räumliche Voraussetzungen Gruppenraum, gegebenenfalls mit Tischen
Besonderheiten zur Ausstattung Beamer/OH-Projektor, Flipchart, anatomische Darstellungen (Schaubild, Modell), Informationsmaterial für Rehabilitanden

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle

Seekatz, B., Haug, G., Mosler, G., Schwaab, B., Altstidl, R., Worringen, U., Faller, H. & Meng, K. (2013). Entwicklung und kurzfristige Effektivität eines standardisierten Schulungsprogramms für die Rehabilitation bei Koronarer Herzkrankheit. Die Rehabilitation. DOI: http://dx.doi.org/10.1055/s-0032-1327727

Beteiligte

Dr. Karin Meng, Dr. Heiner Vogel, Prof. Dr. Dr. Hermann Faller (Projektleiter, Universität Würzburg, Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften)
Dr. Karin Meng, Dipl.-Psych. Bettina Seekatz (Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen)
Kooperationspartner:
Klinik Höhenried, Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd Klinik Höhenried gGmbH. Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab
Reha-Zentrum Bayerisch Gmain, Klinik Hochstaufen, Dr. med. Günter Haug

Kontext

externe, multizentrische Evaluation

Evaluationsart

summative Evaluation

Design

Multizentrische, quasi-experimentelle Kontrollgruppenstudie

Stichprobe

Rehabilitanden mit der Hauptdiagnose KHK (ICD-10-GM: I20-25, Z95.1, Z95.5); 94 Prozent Männer, Durchschnittsalter 54 jahre, 82 Prozent Erwerbstätige;

Kontrollgruppe

Als Kontrollbedingung wurden die Standardschulungsprogramme der Kliniken (usual care) definiert (Klinik 1: 2 Vorträge, Gesamtdauer 180 min; Klinik 2: 3 indikationsspezifischen Abendvorträge, sowie 1–2 ärztlichen Einheiten zur Gesundheitsinformation als Kleingruppe mit einer Dauer von jeweils 60 min).

Gruppenzuweisung

In den Kliniken wurden zuerst die Kontrollgruppen erhoben. Im Anschluss wurde das Curriculum KHK implementiert und die Daten der Interventionsbedingung erhoben.

Gruppengröße

N = 434 (Interventionsbedingung: 220, Kontrolle: 214)

Katamnese

4 Messzeitpunkte (vor und nach der Reha, nach 6 und nach 12 Monaten)

Erhebungsinstrumente

Primäres Zielkriterium: Krankheits- und Behandlungswissen (Eigenkonstruktion)
Sekundäre Zielkriterien: subjektive Krankheitseinstellungen (IPQ-R), Umgang mit der Krankheit (HeiQ), Einstellung/Compliance bezüglich Medikation (BMQ-D), Motivation/Volition zu Verhaltensänderung und gesundheitsbezogenes Verhalten für körperliche Aktivität (MARS-D, Verhaltensderminanten), Ernährung und Rauchen, subjektiver Gesundheitsstatus und Schulungszufriedenheit (körperl. Aktivität, LML, Rauchen, Fragebogen zum Gesundheitszustand, Schulungsbewertungsbogen)

Ergebnisse

Rehabilitanden der IG weisen am Ende der Rehabilitation ein höheres Krankheits- und Behandlungswissen auf als Teilnehmer der KG (signifikanter, kleiner Gruppenunterschied).

Signifikante kleiner Gruppenunterschiede existieren für einige sekundäre proximale Zielparameter: subjektive Krankheitseinstellungen, Medikamenteneinnahme, volitionalen Determinanten zu körperlicher Aktivität, Schulungszufriedenheit (bzgl. Inhalt, Gruppen- und Interaktionseffekte und Schulungsmaterialien)

distale Zielparameter: kleiner Effekt bzgl. der psychischen Lebensqualität (SF-12), kein Unterschied für die körperliche Lebensqualität

Sonstige Ergebnisse

Die oben angegebene Veröffentlichung berichtet nur kurzfristige Ergebnisse. Ergebnisse der Katamnese lagen im Juli 2013 noch nicht vor.

Diskussion

Die Schulungseinbettung in das Therapiekonzept einer Einrichtung ist von zentraler Bedeutung für die patientenorientierte Vermittlung der Schulungsinhalte, auch wenn sie in der Praxis erhebliche organisatorische Anforderung mit sich bringt.

In der summativen Evaluation wurde die Überlegenheit des Curriculums KHK in Bezug auf den primären Zielparameter Krankheits- und Behandlungswissen belegt. Bei sekundären Zielkriterien konnten einzelne Interventionseffekte zugunsten des neuen Programms nachgewiesen werden. Dies waren subjektive Krankheitsannahmen (Zeitverlauf), Befürchtungen bezüglich der Medikamenteneinnahme, volitionale Verhaltensdeterminanten (Handlungsplanung) und Schulungszufriedenheit als schulungsnahe Ziele sowie die psychische Gesundheit als schulungsfernes Ziel.

Die geringen Effektstärken sind erwartungskonform, da die Intervention mit einem anderen Schulungsprogramm verglichen wurde.

Mögliche Einschränkungen der Generalisierbarkeit des Ergebnisses aufgrund der Stichprobe werden in der Veröffentlichung diskutiert.

Publikation(en) zur Evaluation Nähere Informationen zum Evaluationsprojekt: https://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de/forschung/projekte-koop_18.html

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? ja
Informationen zum TTT Die Deutschen Rentenversicherung Bund bietet ein Train-The-Trainer zu diesem Programm an. Das TTT ist in unserer TTT-Börse beschrieben

Anmerkungen zum gesamten Programm

Der Schwerpunkt einzelner Module liegt auf der Wissensvermittlung und dem Kennenlernen wichtiger Bewältigungsansätze. Es wird empfohlen, dass die Themen (wie beispielsweise Begleiterkrankungen, Umgang mit Stress etc.) in weiterführenden Angeboten vertieft werden.

Stand des Eintrags: 21.12.2021