Psychologische Therapie bei Kopf- und Rückenschmerzen (Marburger Schmerzbewältigungsprogramm)

Zusammenfassung

Das Schulungsprogramm „Psychologische Therapie bei Kopf- und Rückenschmerzen“ ist für erwachsene Patienten mit chronischen Kopf- bzw. Rückenschmerzen konzipiert. Wichtige Inhalte des Programms sind: Selbstkontrolle des Schmerzes durch Entspannungs- und Ablenkungstechniken; Selbstbeobachtung zum Erkennen schmerzverstärkender Bedingungen sowie zum Aufdecken dysfunktonaler Gedanken; Schmerzbewältigung sowie körperliche und soziale Aktivierung. Das Programm besteht aus 13 Einheiten und wird für eine Gruppe von 6-9 Teilnehmern empfohlen. Die Durchführung der Schulung obliegt einem entsprechend qualifizierten Psychologen, im Idealfall in Kooperation mit einem schmerztherapeutisch tätigen ärztlichen Kollegen.

Autoren Heinz-Dieter Basler, Birgit Kröner-Herwig (Hrsg.)
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Psychologische Therapie bei Kopf- und Rückenschmerzen: ein Schmerzbewältigungsprogramm zur Gruppen- und Einzeltherapie / Heinz-Dieter Basler ; Birgit Kröner-Herwig (Hg.). Mit Beitr. von Heinz-Dieter Basler…-München : Quintessenz;München ; MMV , Medizin-Verl., 1995 ISBN: 3-86128-226-7 NE: Basler, Heinz-Dieter (Hg.)
Kosten k.A. – Stand 2022 nur noch gebraucht oder über Bibliotheken erhältlich
Schlagworte Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzbewältigung
Stand 2. Auflage 1998

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation indikationsübergreifend, Orthopädie, Rheumatologie, Neurologie
Thema/Erkrankung Chronische Kopf- und Rückenschmerzen
Zielgruppe des Programms Erwachsene
besondere Zielgruppenkriterien k.A.
Ausschlusskriterien Die Gruppe sollte nicht zu heterogen sein, um im Therapieverlauf auf gemeinsame Erfahrungen zurückgreifen zu können.
Durchführung und Themen
Setting ambulant
Teilnehmerzahl 6 – 9 Teilnehmer
Anzahl der Einheiten 13 Einheiten (12 Sitzungen + 1 Einführungsveranstaltung)
Dauer der Einheiten 120 – 150 Minuten
Frequenz der Einheiten Im wöchentlichen Abstand
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
  • Unterstützung zur Reduktion von Angst und Depressivität
  • Training der (krankheitsbezogenen) sozialen Kompetenz
Inhalte
  1. Chronischen Schmerz und Schmerzverarbeitung
  2. Aktiver Bewegungsausgleich; Zusammenhang zwischen Muskelanspannung und Schmerz; Einführung in die Technik der Entspannung
  3. Entspannung; Auslöser und Verstärker von Schmerzen
  4. Informationen zur medikamentösen Schmerzbehandlung
  5. Entspannung; Aufmerksamkeitslenkung bei Schmerz
  6. Aufmerksamkeitslenkung
  7. Fortführung des Themas: Aufmerksamkeitslenkung
  8. Innere Ablenkung bei Schmerz; Operante Aspekte des Schmerzes
  9. Problemlöseschema; Gedanken und Schmerz 10. Gedanken und Schmerz 11. Entspannung im Kontext der Stressbewältigung 12. Gedanken und Schmerz; Abschlussgespräch

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Verhaltenstraining oder Übung oder Rollenspiel
  • Kleingruppenarbeit
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Die Einzelarbeit besteht in der Bearbeitung von Hausaufgaben, die jeweils in der nächsten Sitzung wieder aufgegriffen und besprochen werden.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur geschlossen
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden hoch
Strukturierungsgrad Zeit hoch
Strukturierungsgrad Struktur k.A.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen Mittels einer Nacherhebung (Fragebögen, Führen eines Schmerz-Tagebuchs) soll die Aufrechterhaltung des Therapieerfolgs geprüft werden. Die so gewonnen Daten können bei einem Nachtreffen als Grundlage für weitere Therapieentscheidungen heran gezogen werden.
Vorbereitungsmaßnahmen Vor der Aufnahme eines Patienten in das Schmerzbewältigungsprogramm wird ein ausführliches Einzelgespräch empfohlen. Einheit 1 ist als Einführungsveranstaltung konzipiert. Sie wird einen Monat vor Beginn der eigentlichen Schulungseinheiten durchgeführt. In dieser Zeit sollen die Patienten im Sinne therapiebegleitender Forschung Fragebögen ausfüllen sowie ein Schmerztagebuch zur individuellen Therapieplanung führen.
Einbezug von Angehörigen k.A.
Maßnahmen zum Alltagstransfer Für jede Sitzung ist die Stellung einer Hausaufgabe vorgesehen, die in der nächsten Stunde besprochen wird. Die Hausaufgaben dienen vor allem dazu, das in der Schulung Gelernte im Alltag umzusetzen. Die dabei eingesetzten Methoden reichen von Entspannungstechniken, Bewegungsübungen, praktischen Übungen zum Tasten und Riechen, Phantasiereisen zur inneren Ablenkung über die Erprobung von Problemlöseschemas bis zum Einüben alternativer, positiver Kognitionen in alltäglichen Situationen. Die Effekte der Maßnahmen werden über das schulungsbegleitende Führen eines Schmerztagebuchs erfasst.
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen k.A.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen Psychologe in Kooperation mit einem schmerzmedizinisch tätigen ärztlichen Kollegen
Qualifikation des Personals Der Therapeut sollte eine allgemeine psychotherapeutische und spezifisch schmerztherapeutischer Ausbildung durchlaufen haben. Anfängern wird empfohlen, Kopf- und Rückenschmerzen in getrennten Gruppen zu behandeln.
Besonderheiten zum Personal k.A.
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung Der Großteil der zur Durchführung der Schulung benötigten Materialien wie z.B. Vorlagen für Folien, Arbeitsblätter, Stundenbeurteilungsbögen, Schmerztagebücher usw. sind im Manual enthalten.
räumliche Voraussetzungen k.A.
Besonderheiten zur Ausstattung ggfs. Videogerät und Schmerzfilm, Materialien zum Tasten und Riechen, leere Karteikarten o.ä., rote Klebepunkte Die in diesem Programm eingesetzten Kassetten und Broschüren wurden von den Autoren in Kooperation mit Boehringer Mannheim GmbH entwickelt. Eine Adresse zu deren Bestellung ist im Manual angegeben.

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle Basler, H.D. & Kröner-Herwig, B. (Hrsg.). (1998). Psychologische Therapie bei Kopf- und Rückenschmerzen – Das Marburger Schmerzbewältigungsprogramm zur Gruppen- und Einzeltherapie. München: Quintessenz.
Beteiligte Zwei Schmerzambulanzen an Kliniken und zwei ärztliche schmerztherapeutische Praxen
Kontext multizentrische Studie
Evaluationsart summative Evaluation
Design randomisiertes Kontrollgruppendesign
Stichprobe Kopfschmerz: 126 Patienten (Drop-out: 38, vollständige Datensätze für 42 Patienten der IG, 38 der KG) Rückenschmerz: 94 Patienten (Drop-out: 16, vollständige Datensätze für 32 Patienten der IG, 40 der KG)
Kontrollgruppe Wartegruppendesign (Kontrollgruppe bekam zunächst nur medizinische Therapie)
Katamnese Messzeitpunkte: Vor und nach der Therapie, nach 6 Monaten (durch das Wartegruppendesign hatte auch die KG zur Katamnese an der Intervention teil genommen)
Erhebungsinstrumente
  • Schmerztagebuch
  • Heidelberger Coping-Skala (HCS)
  • Behinderungsskala Schmerz (BSS)
Primäre Zielgrößen
  • Schmerzintensität
  • wahrgenommene Kontrolle über den Schmerz
  • Anzahl schmerzfreier Tage und Tage mit Schmerzmedikation
  • Schmerzbewältigung
  • Behinderung durch den Schmerz
Weitere Zielgrößen Es wird keine Unterscheidung zwischen primären und sekundären Zielgrößen getroffen. Nicht signifikante Ergebnisse und Katamneseergebnisse werden berichtet.
Sonstige Ergebnisse Verbesserung der Schmerzbewältigungsstrategien und der wahr wahrgenommenen Kontrolle über den Schmerz bei geringerer Behinderung in sozialen Beziehungen. Bei den Rückenschmerzpatienten sinkt zusätzliche die Schmerzintensität.
Diskussion Zwischen den beiden Patientengruppen zeigen sich differenziertere Unterschiede hinsichtlich der Art der verbesserten Bewältigungsstrategien. Die Autoren stellen heraus, dass sich durch die Therapie weniger die Schmerzintensität als vielmehr die Schmerzverarbeitungsstrategien der Patienten geändert hat.

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? nein

Anmerkungen zum gesamten Programm

Eine Evaluation der Schulung durch die Patienten ist im Manual explizit vorgesehen.

Stand des Eintrags: 09.03.2022