PEGPAK – Psychoedukatives Gruppenprogramm bei problematischem Alkoholkonsum

Zusammenfassung

Das ambulante Schulungsprogramm „PEGPAK – Psychoedukatives Gruppenprogramm bei problematischem Alkoholkonsum“ hat erwachsene Patienten mit problematischem Alkoholkonsum als Zielgruppe. Wichtige Inhalte der Schulung sind: Vermittlung von Informationen über riskanten und problematischen Alkoholkonsum, Erwerb von Fähigkeiten zum Selbstmanagement und zur Selbstkontrolle bei der Erreichung selbst formulierter Ziele (Nullkonsum vs. gesundheitsverträglicher Konsum), Krisenprophylaxe und Krisenplanung. Die Schulung besteht aus 9 Einheiten und ist für eine Gruppe von maximal 15 Teilnehmern konzipiert. Die Durchführung der Schulung obliegt keiner bestimmten Berufsgruppe. Eine Pilotstudie liegt vor. Fortbildungen für Trainer werden angeboten.

Autoren Theo Wessel, Heinz Westermann
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Wessel, T. & Westermann, H. (2002). Problematischer Alkoholkonsum – Entstehungsdynamik und Ansätze für ein psychoedukatives Schulungsprogramm. Freiburg: Lambertus. ISBN-10: 3-7841-1445-8 ISBN-13: 9783784114453
Kosten nur noch gebraucht erhältlich (Stand: November 2023)
Schlagworte
Stand Version 2002

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation Psychosomatik
Thema/Erkrankung problematischer Alkoholkonsum
Zielgruppe des Programms Erwachsene
besondere Zielgruppenkriterien Menschen mit problematischem Alkoholkonsum, d. h. bei Vorliegen von riskanten bzw. hochriskanten Alkoholkonsummustern, die schädlich-missbräuchliche und zum Teil abhängige Diagnoseklassifikationen des ICD-10 und DSM-IV einschließen können. Anmerkung: Eine an die gängigen Krankheitsklassifikationen (ICD-10, DSM IV) angelehnte Diagnose (Missbrauch, Abhängigkeit) wird nicht als Teilnahmebedingung vorausgesetzt, eine selbstständige und anonyme Standortbestimmung im Rahmen des Risikogebrauchskonzepts kann vorgenommen werden. Besonderheit: Im Programm werden Teilnehmer mit unterschiedlichen Zielorientierungen (Nullkonsum vs. gesundheitsverträglicher Konsum) integriert.
Ausschlusskriterien Konsum von Alkohol unmittelbar vor Beginn einer Schulungseinheit
Durchführung und Themen
Setting ambulant
Teilnehmerzahl max. 15 Teilnehmer
Anzahl der Einheiten 9 Einheiten
Dauer der Einheiten 120 Minuten (mit 15-minütiger Pause)
Frequenz der Einheiten Verteilung der 9 Einheiten auf 4-6 Wochen
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
  • Unterstützung zur Reduktion von Angst und Depressivität
  • Training der (krankheitsbezogenen) sozialen Kompetenz
Inhalte
  1. Einführung in das Gruppenprogramm und allgemeine Grundlagen problematischen Alkoholkonsums
  2. Bestimmungselemente eines problematischen Alkoholkonsums
  3. Folgen eines problematischen Alkoholkonsums
  4. Zielbestimmung bei problematischem Alkoholkonsum
  5. Selbstmanagement bei problematischem Alkoholkonsum
  6. Selbstmanagementstrategien zur Aufrechterhaltung von positiv verändertem Alkoholkonsum
  7. Selbstmanagement in besonderen Risikosituationen
  8. Selbstmanagement in Problemsituationen und Lebensstiländerungen
  9. Vorgehensweisen bei Aufgabe der selbstbestimmten Zielsetzungen bezüglich problematischen Alkoholkonsums

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Verhaltenstraining oder Übung oder Rollenspiel
  • Einzelarbeit
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur geschlossen
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden mittel
Strukturierungsgrad Zeit mittel
Strukturierungsgrad Struktur k.A.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen k. A.
Vorbereitungsmaßnahmen k. A.
Einbezug von Angehörigen Es wird empfohlen Angehörige vor und nach der Programmdurchführung durch folgende Maßnahmen einzubeziehen:
  • Informationen zu den Programminhalten
  • Weitergabe einer Informationsbroschüre zu alkoholbezogenen Problemen von mitbetroffenen Angehörigen
  • Empfehlungen zur Unterstützung des Programmteilnehmers während und nach dem Programm
  • Hinweise auf regionale Angehörigenselbsthilfegruppen
Maßnahmen zum Alltagstransfer
  • Demonstration von Rollenspielübungen durch zwei Moderatoren zu den Themen: „Alkohol ablehnen“, „eine berechtigte Forderung stellen“ und „Nein sagen können“
  • Handlungsplanung: „Umgang mit Risikosituationen“, „Lösung eines Problems“ und „Reservierung angenehmer Aktivitäten im Tagesverlauf“
  • Übung zum Einholen sozialer Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der individuellen alkoholkonsumbezogenen Zielsetzung
  • Erstellung eine persönlichen Krisenplans
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen k. A.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen Die Schulung kann von unterschiedlichen Berufsgruppen durchgeführt werden. Eine profunde suchtpsychotherapeutische Qualifikation ist nicht notwendig.
Qualifikation des Personals TTT-Seminare werden von verschiedenen Stellen angeboten.
Besonderheiten zum Personal
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung Alle benötigten Vorlagen für Folien und Arbeitsblätter sind im Manual enthalten.
räumliche Voraussetzungen k. A.
Besonderheiten zur Ausstattung Overheadprojektor; Projektionsfläche; Stellwand zum Schreiben symbolische Repräsentationsformen: Waage mit zwei Schalen (Abbildung im Schulungsprogramm); verschieden geformte und gefärbte Holzklötze; Spielzeugzug mit Lokomotive und Anhänger, auf dem eine Miniaturwaage mit Gewichten montiert ist; Gleisplan auf Stofftuch (Abbildung im Schulungsprogramm) für die Teilnehmer: Schreibmaterialien und Ordner für die Sammlung der Programmmaterialien

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle

Wessel, T. & Westermann, H. (2002). Problematischer Alkoholkonsum – Entstehungsdynamik und Ansätze für ein psychoedukatives Schulungsprogramm. Freiburg: Lambertus.

Universität Bielefeld – Fakultät Gesundheitswissenschaften

Kontext

Pilotstudie

Evaluationsart

Pilotstudie, extern

Design

Eigen-Warte-Gruppe (quasi-experimentelles Untersuchungsdesign)

Stichprobe

N (Wartezeitraum)= 34

Dropout (Interventionszeitraum): n = 5
Dropout (Nachuntersuchungszeitraum): n = 2
Dropout (Gesamt) = 21%

N = 27 vollständige Datensätze (Anmerkung: Bei bestimmten Fragestellungen konnten nur 19 Datensätze in die statistische Analyse einbezogen werden.):

  • 12 Frauen, 15 Männer
  • Alter (Gesamt): M = 40,3 Jahre
  • 3 Patienten aus stationärer Behandlung, 11 Patienten aus tagesklinischer Behandlung und 13 Patienten aus ambulanten Kontexten
Kontrollgruppe

Interventionszeitraum: Teilnahme am PEGPAK-Programm

Gruppenzuweisung

entfällt, da keine Kontrollgruppe vorhanden

Gruppengröße

s. Stichprobenbeschreibung

Katamnese
  • t1: 8-10 Tage vor Beginn des Programms
  • t2: Beginn des Programms
  • t3: Ende des Programms
  • t4: 1/2 Jahr nach Ende des Programms
  • t5: 1 Jahr nach Ende des Programms

  • t1-t2: Wartezeitraum

  • t2-t3: Interventionszeitraum
  • t3-t4/t5: Nachuntersuchungszeitraum

  • t2-t3: Überprüfung kurzfristiger Effekte

  • t2-t4: Überprüfung langfristiger Effekte
Erhebungsinstrumente
  • Veränderungsbereitschaft (RCQ-D)
  • Ängstlichkeit (STAI)
  • Depressivität (BDI)
  • Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit (KKG)
  • Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK)
  • wöchentlicher Konsum
  • riskante und schädliche Alkoholkonsummuster (Trink-Check)
  • alkoholbezogene Problemlagen (LAST)
  • Veränderung in Erleben und Verhalten (VEV)
  • alkoholkonsumfreie Tage
Primäre Zielgrößen

Wartezeitraum: keine signifikanten Veränderungen in den abhängigen Variablen

Interventionszeitraum:

  • Veränderungsbereitschaft
    • absichtslose und absichtsbildende Veränderungsbereitschaft konnten nicht minimiert werden
    • handlungsbezogene Veränderungsbereitschaft konnte erhöht werden
  • Ängstlichkeit (STAI)
    • konnte reduziert werden
  • Depressivität (BDI)
    • konnte nicht reduziert werden
  • Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit (KKG)
    • internale und fatalistische Kontrollüberzeugungen konnten nicht reduziert werden
    • sozial-externale Kontrollüberzeugungen konnten reduziert werden
  • Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen (FKK)
    • „Selbstkonzept eigener Fähigkeiten“, „Internalität“, „Soziale Externalität“, „Fatalistische Externalität“, „Externalität“ sowie „Externalität und Internalität“ konnten nicht erhöht bzw. reduziert werden
    • „Selbstwirksamkeit“ konnte erhöht werden
  • Wöchentlicher Konsum
    • konnte reduziert werden
  • Riskante und schädliche Alkoholkonsummuster (Trink-Check)
    • konnten reduziert werden
  • Alkoholbezogene Problemlagen (LAST)
    • konnten nicht reduziert werden
  • Veränderung in Erleben und Verhalten (VEV)
    • konnte positiv beeinflusst werden

Nachuntersuchungszeitraum:

  • Veränderungsbereitschaft
    • absichtslose Veränderungsbereitschaft konnte nicht minimiert werden
    • handlungsbezogene Veränderungsbereitschaft konnte erhöht werden
    • absichtsbildende Veränderungsbereitschaft konnte reduziert werden
  • Ängstlichkeit (STAI)
    • konnte reduziert werden
  • Depressivität (BDI)
    • konnte reduziert werden
  • Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit
    • internale und sozial-externale Kontrollüberzeugungen konnten nicht reduziert werden
    • fatalistische Kontrollüberzeugungen konnten reduziert werden
  • Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen
    • „Selbstkonzept eigener Fähigkeiten“, „Soziale Externalität“, „Fatalistische Externalität“, „Selbstwirksamkeit“, „Externalität“ sowie „Externalität und Internalität“ konnten nicht erhöht bzw. reduziert werden
    • „Internalität“ konnte nicht erhöht werden
  • Wöchentlicher Konsum
    • konnte reduziert werden
  • Riskante und schädliche Alkoholkonsummuster
    • konnten reduziert werden
  • Alkoholkonsumfreie Tage
    • konnten nicht reduziert werden

Angaben zu den verwendeten nonparametrischen Verfahren werden gemacht. Nicht signifikante Ergebnisse werden berichtet.

Weitere Zielgrößen

Es wird nicht zwischen primären und sekundären Zielgrößen unterschieden.

Diskussion

Die Autoren formulieren folgende Einschränkungen bzgl. der Interpretation der Ergebnisse:

  • selektive Stichprobenauswahl (Zusammenstellung von drei Untersuchungsgruppen – differentiell nach Ausprägungsgraden der Vorbehandlungen, der Konsummenge und der sozialen Stabilität)
  • Versuchleitereffekt
  • Verzicht auf Randomisierung
  • Fehlen einer Kontrollgruppe
  • relativ kleine Stichprobengröße
  • statistische Hypothesenprüfung durch verteilungsfreie Tests
  • Skalenniveaus der verwendeten Veränderungsmaßzahlen waren eineschränkt

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? unklar

Anmerkungen zum gesamten Programm

Stand des Eintrags: 24.06.2010 (redaktionelles Update: November 2023)