Die Rolle der Psycholog:innen
Chronisch kranke Menschen leiden häufig unter komplexen Interaktionen körperlicher Symptome, psychischer Belastungen und psychosozialer Lebensbedingungen. Persönliche Einstellungen, aber auch Veränderungen des eigenen Verhaltens können in diesem Wechselspiel einen positiven Einfluss haben. Verhaltensmodifikation ist deshalb eines der Kernziele in der medizinischen Rehabilitation. Theorien und Modelle der Gesundheitspsychologie und psychotherapeutische Ansätze beschreiben Verhaltensmodifikation als einen Prozess, in dem Verhaltensdeterminanten – wie Konsequenz- und Selbstwirksamkeitserwartungen und Planung – eine Verhaltensänderung begünstigen. Spezifische Strategien zur Veränderung (Behaviour Change Techniques, BCTs) können diese Verhaltensdeterminanten positiv beeinflussen. Bei der Entwicklung von Interventionen zur Verhaltensmodifikation sollten auf diese theoretischen Modelle und evidenzbasierte Veränderungsstrategien zurückgegriffen werden. In der medizinischen Rehabilitation wurden zahlreiche Gruppenprogramme und Rehabilitationskonzepte weiterentwickelt, standardisiert und evaluiert, die entsprechend in Rehabilitationskliniken genutzt werden können. Bezogen auf die Verhaltensmodifikation laufen in verschiedenen Abteilungen der Rehabilitation die Interventionen jedoch nebeneinander her. Die beruflichen Qualifikationen sind bezogen auf die Verhaltensmodifikation heterogen. Die kompetente Anwendung der komplexen psychologischen Strategien in den multidisziplinären Angeboten der Rehabilitation ist fraglich. Deshalb wird empfohlen, Master-Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen in der medizinischen Rehabilitation systematisch für übergreifende Aufgaben der Verhaltensmodifikation einzusetzen: bei der Konzeptentwicklung, zur Fortbildung und Fortbildungsplanung der therapeutischen Berufsgruppen, für die Evaluation und die Qualitätssicherung der Maßnahmen.
Abstract aus: Reusch, A., Göhner, W. & Meng, K. (2022). Verhaltensmodifikation in der medizinischen Rehabilitation: Die Rolle der Psycholog*innen. Psychosoziale und Medizinischen Rehabilitation,117, 79-87.
Wie dies gelingen kann, will das ZePG in den nächsten Jahren zum Thema machen.
Ein erster Schritt war die Präsentation dieser Überlegungen auf der 41. Jahrestagung der „Fachgruppe Klinische Psychologie in der Rehabilitation“ im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) am 21.10.2022. Die Präsentation finden Sie hier: