Schlaftraining mit Krebspatienten

Zusammenfassung

Das multimodale, psychologische Kurzzeittraining „Schlaftraining mit Krebspatienten“ hat als Zielgruppe erwachsene Krebspatienten mit Schlafstörungen. Das Programm ist für die Integration in die stationäre onkologische Rehabilitation konzipiert, ist aber auch im ambulanten oder teilstationären Bereich gut umsetzbar.

Der Schwerpunkt des Gruppentrainings liegt auf den Inhalten: Wissen über Schlaf und Möglichkeiten der Einflussnahme, Schlafstörungen bei Krebserkrankungen, Maßnahmen der Schlafhygiene sowie Entspannungsverfahren und kognitive Techniken.

Das Programm besteht aus drei psychoedukativen Gruppensitzungen und einer intensiven Anleitung zu spezifischen Entspannungsübungen.

Das Programm wird in Gruppen von 5 bis 10 Teilnehmern von einem Arzt oder/und Psychologen durchgeführt, die psychoedukativen Gruppensitzungen sind auf 60 min konzipiert.

Autoren Rainer Simeit, Beate Conta-Marx Röpersbergklinik Ratzeburg
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Simeit, R. & Conta-Marx, B. (2004). Schlaftraining mit Krebspatienten: Therapiemanual für ein psychologisches Kurzzeitprogramm. Lage: Jacobs-Verlag. ISBN-10: 3-89918-131-X ISBN-13: 978-3899181319
Kosten 21 Euro (Stand März 2022)
Schlagworte Schlafstörungen, Krebs, Kurzintervention, Manual
Stand 1. Auflage 2004

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation indikationsübergreifend,Onkologie
Thema/Erkrankung Krebs
Zielgruppe des Programms Erwachsene
besondere Zielgruppenkriterien Krebspatienten mit Insomnien
Ausschlusskriterien k.A.
Durchführung und Themen
Setting ambulant und stationär umsetzbar
Teilnehmerzahl 5 – 10 Teilnehmer
Anzahl der Einheiten 4 Einheiten (nach Indikationsstellung): – 1 Einführung in Entspannungsübungen – 3 Gruppensitzungen
Dauer der Einheiten 60 Minuten (verlängerbar bei größeren Gruppen)
Frequenz der Einheiten wöchentlich
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
Inhalte

Kognitive und emotionale Aspekte:

  • Wissen über die Bedeutung des Schlafs; Neubewertung typischer Kognitionen
  • Vermittlung eigener Einflussmöglichkeiten auf das Schlafgeschehen mittels Entspannung und kognitiver Techniken

Aktionale Aspekte:

  • Verbesserung des Schlafumfelds mittels Maßnahmen der Schlafhygiene
  • Reduzierung der typischen schlafstörenden Muskelanspannungen
Anmerkungen zu Zielen und Inhalten Lernziele werden auf inhaltlicher, motivationaler und psychologischer Ebene konkret definiert. Eine Aufteilung der Themen auf die Gruppensitzungen wird explizit vorgeschlagen.

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Verhaltenstraining oder Übung oder Rollenspiel
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Phasen der Wissensvermittlung werden auf ein erforderliches Maß reduziert. Parallel zum edukativen Teil lernen und üben die Teilnehmer spezifisch modifizierte Entspannungsverfahren und üben ergänzend selbständig mittels Audiokassette und Abspielgerät.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur k.A.
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden mittel
Strukturierungsgrad Zeit mittel
Strukturierungsgrad Struktur hoch
Anmerkungen zur Struktur und Flexibilität Neben der Vorgabe der Reihenfolge der Themen und der Zeiten sind die einzelnen Inhalte bei den Gruppensitzungen stichpunktartig aufgelistet. Weitergehende Informationen können den verschiedenen Kapiteln des Buches entnommen werden.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen Vorgeschlagen wird ein Angebot zur Kontaktaufnahme bei Problemen.
Vorbereitungsmaßnahmen Erfassung von Schlafstörungen (Ausmaß und bisherige Behandlung) im Rahmen der ärztlichen Aufnahme und Indikationsstellung.
Einbezug von Angehörigen k.A.
Maßnahmen zum Alltagstransfer Techniken des Gedankenstopps und der Aufmerksamkeitslenkung, Verbesserung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Erlernen von spezifischen Entspannungstechniken, Maßnahmen zur Schlafhygiene, Erstellung eines individuellen Umsetzungs- und Zielplans Im Training weiter zu beachten sind:
  • Identifikation und Besprechung möglicher Störquellen für Fort- und Umsetzung der Übungen zu Hause
  • Vorbereitung auf mögliche Belastungen zu Hause, die das Schlafen negativ beeinflussen können
  • Anleitung für die Fortsetzung der Entspannungsübungen
  • Schaffen einer Zielmotivation
  • Verweis auf weitere Behandlungsmaßnahmen vor Ort
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen k.A.
Anmerkungen zu externen Ressourcen Das vorgstellte Schlaftraining erfolgt integriert in einer stationären oder ambulanten onkologischen Rehabilitation. Die inhaltliche Integrierbarkeit, sowie die zeitliche Durchführbarkeit in einer Rehabilitationsdauer von 3 bis 4 Wochen werden vorausgesetzt.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen Arzt; Psychologe
Qualifikation des Personals k.A.
Besonderheiten zum Personal k.A.
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung Schlaffragebogen, Abdruck der Overheadfolien und Arbeitsblätter (DIN-A 5) incl. weiterer Folienerläuterungen und entsprechender Hintergrundinformation, Texte der modifizierten Entspannungsübungen (AT und PMR mit Anregungen zum Gedankenstopp und zur kognitiven Umstrukturierung), weiterführende Literaturangaben, Information zu Schlafstörungen allgemein
räumliche Voraussetzungen k.A.
Besonderheiten zur Ausstattung Overheadprojektor; Kassetten und Abspielgeräte

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle Simeit, R. & Conta-Max, B. (2004). Schlaftraining mit Krebspatienten. Therapiemanual für ein psychologisches Kurzzeitprogramm. Lage: Jakobs Verlag.
Beteiligte Röpersbergklinik Ratzeburg
Kontext interne Studie der onkologischen Rehabilitationsklinik Röpersberg Ratzeburg
Evaluationsart summative, interne Evaluation
Design längsschnittliches Kontrollgruppendesign
Stichprobe 229 stationäre Patienten mit unterschiedlichen Krebbsdiagnosen, die an Schlafstörungen vom Typ Insomnie leiden.
Kontrollgruppe Intervention (n=151): Aufnahme und Einführungsgespräch, 3-4 mal pro Woche Entspannungstraining (Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training), drei wöchentliche edukative Gruppensitzungen zum Schlaftraining, Abschlussgespräch Innerhalb der Interventionsgruppe: PMR-Training (n=80), Autogenes Training (n=71); Patientienten entscheiden sich selbst für eine der beiden Interventionsgruppen.
Kontrollgruppe (n=78): keine Gruppentherapie mit Schlaftraining (nur Entspannungsverfahren)
Gruppenzuweisung Keine Angaben
Gruppengröße Interventionsgruppe: n=151; PMR: n=80; AT n=71 Kontrollgruppe: n=78
Katamnese
  • prä, post (T0/T1)
  • sechs-Wochen- und sechs-Monatskatamnese (T2/T3)
Erhebungsinstrumente Schlafverhalten (Einschlaflatenz, Schlafdauer, Schlafefffizienz, subjektive Schlafqualität, Tagesform, Tagesmüdigkeit, Medikamentengebrauch) wird mit einer modifizierten Form des Pittsburg Sleep Quality Index (PSQI) erhoben.
Lebensqualität: EORTC-QLQ C30
Schulungsleiter Die Gruppensitzungen werden von Psychologen/Ärzten durchgeführt.
Primäre Zielgrößen

Schlafverhalten: Prä-Post-Messung (T0 – T1): starke Verbesserung von EG und KG im Schlafverhalten. Die beiden Trainingsgruppen (EG) haben signifikant größere Zugewinne. Sechs-Wochenkatamnese (T1-T2): weitere Zugewinne; tendenziell stärkerer Profit in den beiden Trainingsgruppen. Sechs-Monatskatamnese (T2-T3): kaum Veränderungen. Hohe Stabilität der Effekte.

Lebensqualität: Prä-Post-Messung (T0-T1): Verbesserung auf allen Parametern der Lebensqualität. Sechs-Wochenkatamnese (T1-T2): Stabile Werte oder Zugewinne (Ausnahme: Erschöpfbarkeit/Fatigue) Sechs-Monatskatamnese (T2-T3): kaum Veränderungen. Hohe Stabilität der Effekte.

Keine Unterschiede in den Trainingseffekten zwischen PMR und Autogenem Training.

66%-75% der Patienten haben vom zusätzlichen Gruppenangebot positiv profitiert.

Sonstige Ergebnisse Es werden keine Effektstärken berichtet.
Diskussion Die Ergebnisse zeigen, dass die zusätzlich zur Vermittlung von Entspannungstechniken durchgeführten Gruppensitzungen einen deutlichen positiven Effekt erbringen. Die Verbesserungen sind am deutlichsten zwischen T0 und T1 (Aufnahme bzw. Entlassung); die Verfahren erbringen also schnell (innerhalb von drei Wochen) Effekte. Diese Effekte erweisen sich in weiten Teilen als nachhaltig, wie die sechs-Wochen- und sechs-Monats-Katamnesen zeigen. Besonders erwähnenswert ist die drastische Reduzierung von Schlafmitteln in den Trainingsgruppen über die Zeit.

Evaluationsergebnis Wirksamkeit bestätigt
Publikation(en) zur Evaluation Simeit, R., Contra-Marx, B. (2004) / (2006) / (2007)
weitere Publikationen k.A.

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? k.A.
Informationen zum TTT k.A.

Anmerkungen zum gesamten Programm

Stand des Eintrags: 09.03.2022