Stresspräventionstraining für Kinder im Grundschulalter

Zusammenfassung

Das Programm „Stresspräventionstraining für Kinder im Grundschulalter“ hat v. a. Kinder im 3. und 4. Grundschuljahr als Zielgruppe, die zur Zeit durch Stress belastet sind oder die in Zukunft primärpräventiv von einem solchen Training profitieren können. Wichtige Inhalte des Programms sind: Vermittlung eines anschaulichen Stressmodells, Wahrnehmung von Stresssituationen und eigenen Stressreaktionen sowie Kennenlernen und Erprobung verschiedener Stressbewältigungsstrategien. Das Programm ist auf 8 Unterrichtseinheiten konzipiert und wird für eine Gruppe von 8 bis 12 Teilnehmern empfohlen. Eine Evaluation liegt vor.

Autoren Johannes Klein-Heßling, Arnold Lohaus
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Klein-Heßling, A. & Lohaus, A. (2000). Stresspräventionstraining für Kinder im Grundschulalter. Göttingen: Hogrefe. ISBN: 978-3-8017-1348-5 Zum Manual ist die Kassette bzw. CD „Bleib locker“ mit Entspannungsübungen erhältlich: – ISBN (Kassette): 978-3-8017-1183-2 – ISBN (CD): 978-3-8017-1769-8
https://www.hogrefe.com/de/shop/stresspraeventionstraining-fuer-kinder-im-grundschulalter-93042.html
Kosten 29,95 Euro (Entspannungskassette bzw. Entspannungs-CD: 16,95 Euro) [Stand: November 2023]
Schlagworte
Stand Version 2000 (2. Auflage)

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation indikationsübergreifend
Thema/Erkrankung Stressbewältigung und -prävention
Zielgruppe des Programms Kinder/Jugendliche
besondere Zielgruppenkriterien Kinder (v. a. im 3. und 4. Grundschuljahr), die zur Zeit durch Stress belastet sind oder die in Zukunft primärpräventiv von einem solchen Training profitieren können. Es wird empfohlen bei der Zusammensetzung der Gruppe auf eine Ausgeglichenheit hinsichtlich der kognitiven Entwicklung und der Symptomatik zu achten.
Ausschlusskriterien Kinder, die… – hyperaktiv oder aggressiv sind. – extrem sozial ängstlich sind. – wegen einer stark beeinträchtigenden chronisch psychischen oder somatischen Erkrankung psychotherapeutische oder medizinische Hilfe benötigen. – zur Zeit psychotherapeutisch behandelt werden.
Durchführung und Themen
Setting k.A.
Teilnehmerzahl 8 bis max. 12 Teilnehmer
Anzahl der Einheiten 8 Einheiten für Kinder + 2 Elternabende
Dauer der Einheiten 90 Minuten
Frequenz der Einheiten 1 Einheit pro Woche
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
Inhalte
  1. Vorstellung eines anschaulichen Stressmodells: Stresswaage; Einführung in die Progressive Muskelrelaxation und die Positive Selbstinstruktion
  2. Wahrnehmung eigener Stressreaktionen
  3. Wahrnehmung von Stresssituationen
  4. Stressbewältigungsstrategie „sich über Stress mitteilen“; Kennenlernen der Kurzform der Progressiven Muskelrelaxation
  5. Stressbewältigungsstrategie „sich über Stress mitteilen“; Bedeutung von Ruhe und Erholung; Durchsetzung des Bedürfnisses nach Ruhe und Erholung
  6. Stressbewältigungsstrategie „Spielen und Spaß haben“
  7. Einfluss von Gedanken und Bewertungen auf das Stresserleben; Kennenlernen der „Blitzentspannung“ als dritter Variante der Progressiven Muskelrelaxation
  8. Rückblick
Anmerkungen zu Zielen und Inhalten Die Lernziele sind im Manual konkret definiert.

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Verhaltenstraining oder Übung oder Rollenspiel
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Die einzelnen Einheiten werden durch Bewegungsspiele aufgelockert. Die Kinder erhalten in einigen Einheiten Hausaufgaben, welche in der folgenden Sitzung besprochen werden.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur k.A.
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden hoch
Strukturierungsgrad Zeit mittel
Strukturierungsgrad Struktur gering
Anmerkungen zur Struktur und Flexibilität Die im Manual angegebene Reihenfolge und Dauer der Übungen stellt lediglich eine Planungshilfe dar, da der tatsächliche Verlauf der Sitzungen von der Gruppengröße, der Motivations- bzw. Interessenslage sowie der Tagesform der Kinder und des Trainingleiters abhängig ist. Im Manual findet sich keine explizite Angabe zur Gruppenstruktur. Aufgrund des Schulungsaufbaus wird implizit die Durchführung in einer geschlossenen Gruppe nahe gelegt.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen k. A.
Vorbereitungsmaßnahmen Elterninformationsveranstaltung (Dauer: 90 Minuten) Themen:
    – Hintergründe zum Training
  • Einflussmöglichkeiten von Eltern
  • Vorstellung des Trainings
  • Offene Fragen
  • Möglichkeit zur Anmeldung
Einbezug von Angehörigen Nach der ersten und letzten Einheit der Kinderschulung findet ein Elternabend statt (Dauer: 90 Minuten). Themen: 1. Elternabend: Gegenseitiges Kennenlernen und Einführung in das Thema Stress 2. Elternabend: Unterstützungsmöglichkeiten bei der Erprobung von Stressbewältigungsstrategien im Alltag; Rückmeldung zur Schulung
Maßnahmen zum Alltagstransfer
  • Planung und Durchführung des Einsatzes von Stressbewältigungsstrategien im häuslichen Umfeld
  • Rollenspiele zur Stressbewältigungsstrategie „sich über Stress mitteilen“
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen k. A.
Anmerkungen zu externen Ressourcen Einzelne Bausteine oder Trainingselemente können in andere Trainings integriert werden. Des Weiteren können einzelne Übungen im Rahmen des Schul- oder Förderunterrichtes sowie in Einzel- oder Gruppentherapien angewendet werden.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen k. A.
Qualifikation des Personals k. A.
Besonderheiten zum Personal
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung Alle für die Durchführung der Schulung benötigten Arbeitsblätter und Folienvorlagen sind im Manual enthalten.
räumliche Voraussetzungen k. A.
Besonderheiten zur Ausstattung Tafel oder Flip-Chart, Karteikarten, Klebeband, Hefter mit Arbeitsblättern für jedes Kind, Spielgeräte, evtl. Entspannungskassetten (siehe „Bezugsquelle“)

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle Klein-Heßling, J. (1997). Stressbewältigungstrainings für Kinder: Eine Evaluation. Tübingen: DGVT-Verlag.
Beteiligte Förderung der Schulungsevaluation im Rahmen eines Modellprojekts durch die Techniker Krankenkasse.
Zeitpunkt Januar bis Dezember 1995
Kontext multizentrische Studie (Bielefeld, Bochum, Dortmund, Essen, Gladbeck, Hagen, Hamm, Köln, Oberhausen)
Evaluationsart formativ, extern
Design quasiexperimentelles Wartekontrollgruppendesign
Stichprobe

Kinder des dritten und vierten Schuljahres:

  • N(Gesamtstichprobe) = 170 (davon 42% Mädchen und 58% Jungen)
  • N(Analysestichprobe) = 163

[Dropout (Studienbeginn): 4,12%; Dropout (Post-Test): 4,3%; Dropout (Follow-up): 11,7%]

Eltern:

N(Gesamtstichprobe) = 170
[Dropout(Post-Test): 17,2%; Dropout(Follow-up): 28,2%]

Kontrollgruppe

Interventionsgruppen mit/ohne Elternbeteiligung: Jede der 4 Trainingsvarianten (Wissens-, Problemlöse-, Entspannungs-, und Kombinationstraining) erstreckt sich über 8 Doppelstunden in wöchentlichem Abstand.

Kontrollgruppe: Wartegruppe

Gruppenzuweisung nicht randomisiert
Gruppengröße

Interventionsgruppe:

  • n(Wissenstraining/mit Elternbeteiligung) = 15
  • n(Wissenstraining/ohne Elternbeteiligung) = 19
  • n(Problemlösetraining/mit Elternbeteiligung) = 20
  • n(Problemlösetraining/ohne Elternbeteiligung) = 18
  • n(Entspannungstraining/mit Elternbeteiligung) = 21
  • n(Entspannungstraining/ohne Elternbeteiligung) = 18
  • n(Kombinationstraining/mit Elternbeteiligung) = 18
  • n(Kombinationstraining/ohne Elternbeteiligung) = 19

Kontrollgruppe:

  • n(Wartekontrollgruppe) = 22
Katamnese
  • t1: vor Schulungsbeginn
  • t2: 1 Woche nach Schulungsende
  • t3: 6 Monate nach Schulungsende
Erhebungsinstrumente

Zielgrößen:

Kriterien zur korrektiven Zielsetzung:

  • Die Kinder schätzen potentielle Stresssituationen nach einer Intervention als weniger belastend ein als vorher.
  • Die Kinder sind nach einer Intervention in einer besseren psychischen und physischen Verfassung als vor der Intervention.
  • Die Kinder setzen nach einer Intervention günstigere Stressbewältigungsstrategien ein als vorher.

Kriterien zur präventiven Zielsetzung:

  • Die Kinder kennen nach einer Intervention mehr potentielle Stressreaktionen als vorher.
  • Die Kinder kennen nach einer Intervention mehr Stressbewältigungsstrategien als vorher.

Akzeptanz des Trainings bei Kindern und Eltern: – Die Kinder haben Spaß an dem Programm. – Die Eltern akzeptieren das Programm.

Die Programminhalte sind altersangemessen didaktisch umgesetzt.

Erhebungsinstrumente:

  • Fragebogen für die Kinder:
    • SSK-Fragebogen für Kinder zur Erhebung von Stresserleben und Stressbewältigung (Lohaus et al., 1996)
    • KINDL-Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Kindern (Bullinger, von Mackensen & Kirchberger, 1994)
    • Fragen zum Wissen über Stresssymptome und Stressbewältigungsstrategien
    • in den Post-Tests: Fragen zur Bewertung des Trainings
  • Fragebogen für die Eltern:
    • Fremdeinschätzung auf den SSK-Fragebogenskalen (Ausnahme: Skala „Ausmaß der aktuellen psychischen Stresssymptomatik“)
    • Skala „Vegetative Labilität“ des HAVEL (Wagner, 1981)
    • in den Post-Tests: Fragen zur Bewertung des Trainings
Schulungsleiter 5 DiplompsychologInnen
Primäre Zielgrößen

zu „Kriterien der korrektiven Zielsetzung“:

  • Abnahme des Stresserlebens
  • Besserung der physischen Stresssymptomatik
  • Einsatz günstigerer Stressbewältigungsstrategien

zu „Kriterien der präventiven Zielsetzung“:

  • Zunahme der Kenntnisse über potentielle Stresssymptome und Stressbewältigungsstrategien

zu „Akzeptanz des Trainings bei Kindern und Eltern“

  • positive Beurteilung
Weitere Zielgrößen

Nicht signifikante Ergebnisse werden berichtet.

Effektstärken werden nicht berichtet.

Sonstige Ergebnisse

Die bei der Auswertung der Daten eingesetzten statistischen Verfahren werden benannt.

Diskussion
  • Es zeigen sich deutliche Effektunterschiede zwischen den untersuchten Interventionsansätzen. Das Problemlösetraining weist insgesamt die günstigsten Ergebnisse auf (Mit Ausnahme der Veränderungen beim Verhalten in potentiellen Stresssituationen sind alle Effekte zwischen dem 1. und 2. Messzeitpunkt statistisch gegen die Veränderungen in der Wartekontrollgruppe abgesichert). Das Entspannungstraining schneidet am schlechtesten ab.
  • Die Variation der Elternbeteiligung führt zu keinem messbaren Effekt.
Weiteres

Dirks, S., Klein-Heßling, J. & Lohaus, A. (1994). Entwicklung und Evaluation eines Stressbewältigungsprogrammes für das Grundschulalter. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 41, 180-192.

Klein-Heßling, J. & Lohaus, A. (1999). Zur Wirksamkeit von Entspannungsverfahren bei unruhigem und störendem Schülerverhalten. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 7, 105-119.

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? k.A.

Anmerkungen zum gesamten Programm

Stand des Eintrags: 30.07.2010