Ein Positionspapier des Zentrums Patientenschulung und Gesundheitsförderung
Reusch, A., Worringen, U., Becker, P., Neuderth, S., Polnau, U., Bitzer, E.-M., Hampel, P., Göhner, W., Meng, K., Küffner, R. & Vogel, H.
Die Bedeutung digitaler Medien ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und hat sich auch in der Gesundheitsversorgung und Rehabilitation rasant verstärkt. Reviews und Metaanalysen belegen, dass internet- und mobile-basierte Interventionen (IMIs) Verhaltensänderungen unterstützen und damit Gesundheit und Lebensqualität optimieren können.
Beschleunigt durch die Pandemiebedingungen haben digitale Anwendungen in allen Bereichen von Schulungen und Gesundheitsförderung verstärkt Einzug gehalten. Während noch in verschiedenen Modellprojekten Vorgehensweisen und Umsetzungsideen auf Machbarkeit und Wirksamkeit hin untersucht wurden und werden, werden gleichzeitig und unter hohem Zeitdruck digitale Anwendungen unterschiedlicher Formate in der Patientenschulung und Gesundheitsförderung eingesetzt – häufig ohne dass dazu die notwendige Evidenz vorliegt.
Vorstand und Beirat des ZePG haben über diese wichtigen Entwicklungen beraten, die neben der Struktur auch die Methoden und ggf. Inhalte und damit auch die Konzepte von Schulungen und Gesundheitsangeboten teils deutlich verändern. Es ist zu erwarten, dass digitale Anwendungen allein oder in Kombination mit analogen Formaten (z. B. in Form von „Blended Learning“) in Patientenschulungen und Gesundheitsförderprogrammen auch zukünftig einen breiten Raum einnehmen. Sie bieten erhebliche Chancen. Aber es lassen sich auch für das bislang erreichte Niveau in der evidenzbasierten Patientenschulung Herausforderungen oder gar Risiken feststellen.
Um den Einsatz von digitalen Anwendungen und Elementen in Patientenschulungen und Programmen der Gesundheitsförderung mittel- und langfristig auf hohem Qualitätsniveau zu gewährleisten, ergeben sich für uns die folgenden Aufgaben:
- Wir sehen Entwicklungs- und Fortbildungsbedarf
- zu didaktischen Konzepten digitaler und hybrider Anwendungen
- zum Umgang mit technischen Möglichkeiten und Grenzen digitaler und hybrider Anwendungen
- Wir brauchen Forschung und Evidenzbasierung
- zur differenziellen Wirksamkeit von digitalen Schulungselementen
- zu flexiblen und bedarfsbezogenen Anwendung von Präsenz- und digitalen Schulungselementen
- zur Akzeptanz digitaler Elemente auf Seiten der Rehabilitand:innen und Mitarbeiter:innen von Rehabilitationseinrichtungen
- zu geeigneten Zielgruppen für digitale Angebote; auch zur möglichen Gewinnung neuer Zielgruppen (z. B. Migrant:innen)
- Wir brauchen für die Rehabilitation Qualitätskriterien für digitale und hybride Schulungselemente
- Auf der Basis von Evidenz, vorhandenen Kriterienkatalogen und klinischer Erfahrung müssen im Expertenkonsens Qualitätskriterien für digitale Schulungselemente und Ansätze der Gesundheitsförderung in der Rehabilitation entwickelt werden.