Chronische Hauterkrankungen – Ein psychologisches Behandlungsprogramm

Zusammenfassung

Das Programm „Chronische Hauterkrankungen“ hat als Zielgruppe erwachsene Patienten mit atopischer Dermatits und juckenden Hauterkrankungen sowie allgemein chronischen Erkrankungen der Haut.

Das Programm eignet sich sowohl für die Durchführung im ambulanten als auch im stationären Rahmen.

Inhaltliche Schwerpunkte der Schulung sind: Beschäftigung mit dem Kratzverhalten bzw. mit allgemeinem krankheitsrelevantem Verhalten, Vermittlung von Fachwissen über die Erkrankung, Auseinandersetzung mit dem Interaktionsverhalten sowie Einübung von Entspannungsverfahren.

Das Programm ist auf 8 Unterrichtseinheiten konzipiert und wird für eine Gruppe von 8 bis 12 Teilnehmern empfohlen.

Die Durchführung der Schulung obliegt einem Psychotherapeuten.

Evaluationsstudien zum Programm (und dem zugrundeliegenden Davoser Hautprogramm) liegen vor.

Autoren Autor: Lothar Niepoth Herausgeber: Martin Hautzinger, Franz Petermann
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Niepoth L: Chronische Hauterkrankungen. Weinheim: Psychologie Verlags Union 1998. ISBN: 3-621-27364-6
Kosten nur noch gebraucht erhältlich (Stand: November 2023)
Schlagworte
Stand Version 1998
Anmerkungen zum Bezug Neben der ursprünglichen Version A für Patienten mit atopischer Dermatits und juckenden Hauterkrankungen liegt eine entsprechend angepasste allgemeine Version B vor. Diese Alternativversion für Gruppen mit vornehmlich Patienten ohne juckende Hauterkrankungen richtet sich in den Grundzügen nach Version A. Hinsichtlich der Krankheitsbilder wird keine Gruppenzusammensetzung festgelegt, so dass die thematische Festlegung von dem jeweiligen Gruppenleiter zu treffen ist.

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation Dermatologie/Allergologie/Pneumologie
Thema/Erkrankung Chronische Hauterkrankungen
Zielgruppe des Programms Erwachsene
besondere Zielgruppenkriterien Ausreichende Grundmotivation für eine Teilnahme
Ausschlusskriterien Patienten mit Psychosen
Durchführung und Themen
Setting ambulant und stationär umsetzbar
Teilnehmerzahl Zwischen 8 und 12 Teilnehmern (Anmerkung des Autors: besser sind kleinere Gruppen)
Anzahl der Einheiten 8 Einheiten
Dauer der Einheiten 90 Minuten
Frequenz der Einheiten k.A.
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
  • Training der (krankheitsbezogenen) sozialen Kompetenz
Inhalte Version A) Kratzverhalten: Wie bewältige ich das? 1. Einführung, Kratzverhalten 2. Kratzverhalten Version B) Allgemeine psychosomatische Zusammenhänge: Stress und Co.- Was hat das mit meiner Haut zu tun? 1. Einführung, Krankheitsrelevantes Verhalten 2. Krankheitsrelevantes Verhalten Version A) und B) Fachwissen: Nur der Laie ist der Dumme! 3. Wissensvermittlung: u.a. Pflegeverhalten 4. Wissensvermittlung: u.a. Allergien Interaktionsverhalten: Meine Haut ist (m)eine Grenze 5. Rollenspiel: u.a. Abgrenzungssituation 6. Kontakt- und Abgrenzungsübung Entspannung und Reflexion: Ich stärke mein Immunsystem 7. Imagination: u.a. Hautreise 8. Themenzentriertes Gespräch: Leistung & Perfektion
Anmerkungen zu Zielen und Inhalten Für die zeitliche Integration des Autogenen Trainings (eigenes Modul) werden konkrete Vorschläge gemacht. Es wird eine inhomogene Gruppenzusammensetzung (Krankheitsbilder) empfohlen. Die 3. und 4. Sitzung der allgemeinen Version richten sich ebenfalls nach den Grundsüätzen der spezifischen Version. Im Manual wird betont, dass eine Information aller wesentlichen Punkte der verschiedenen Erkrankungen der Teilnehmer nicht zu leisten sei. Deshalb sei Wert darauf zu legen, die wichtigsten Gemeinsamkeiten zu extrahieren und darzustellen.

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Verhaltenstraining oder Übung oder Rollenspiel
  • Kleingruppenarbeit
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Die Vermittlung von Entspannungsmethoden ist ein zentraler Bestandteil des Programms. Zwischen der 1. und 2. Sitzung werden die Teilnehmer gebeten Protokolle zu führen, die in der nächsten Sitzung besprochen werden.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur k.A.
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden hoch
Strukturierungsgrad Zeit mittel
Strukturierungsgrad Struktur mittel
Anmerkungen zur Struktur und Flexibilität Im Manual findet sich keine explizite Angabe zur Gruppenstruktur. Die Konzeption und Durchführungshinweise legen die Durchführung in einer geschlossenen Gruppe nahe.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen k.A.
Vorbereitungsmaßnahmen Es wird empfohlen vorher zumindest eine Einzelsitzung mit jedem Teilnehmer durchzuführen, bzw. in anderen Settings eine kurze Informationsgruppensitzung abzuhalten, in der Fragen zum Programm gestellt werden können.
Einbezug von Angehörigen k.A.
Maßnahmen zum Alltagstransfer Rollenspiel zur sozialen Kompetenz für Alltagssituationen nach den Regeln des Selbstsicherheitstrainings. Übungs-Merkblätter zu den Entspannungelementen für die Umsetzung im Alltag.
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen Adressen von Selbsthilfegruppen werden genannt.
Anmerkungen zu externen Ressourcen k.A.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen Psychotherapeut
Qualifikation des Personals k.A.
Besonderheiten zum Personal Als wichtige Voraussetzung für den Kurs wird eine gelungene Kooperationsstruktur mit den behandelnden Hautärzten betont.
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung

Folienvorlagen; Kopier-Vorlagen für Protokollblätter, Hautsymptomtagebuch und Merkblätter; Hintergrundinformationen zu unterschiedlichen Hauterktankungen und Behandlungsansätzen

räumliche Voraussetzungen Ein genügend großer (ruhiger) Gruppenraum.
Besonderheiten zur Ausstattung Overheadprojektor, Flip-Chart, Liegematten, evtl. Decken

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle

Niepoth, L. (1998). Chronische Hauterkrankungen. Weinheim: Beltz.

Beteiligte

Klinik für Dermatologie und Allergie Davos

Kontext

Interne Evaluation eines Rehabilitationsprogramms der Klinik für Dermatologie und Allergie in Davos

Evaluationsart

Summative und interne Evaluation

Design

Kontrollgruppendesign mit Prä- und Postmessung sowie Achtmonatskatamnese

Stichprobe

Stichprobe (n=42): stationäre Reha-Patienten (mit eindeutiger Neurodermitisdiagnose); Alter > 16 Jahre; zufällige Zuweisung zu den Versuchsgruppen; jahreszeitliche Einflüsse kontrolliert/konstant gehalten.

Versuchsgruppe: n=17

Experimentalgruppe: n=25

Kontrollgruppe

Interventionsbedingung: standarddermatologische Behandlung, Klimatherapie, Gruppenprogramm mit sechs 90minütigen Sitzungen in drei Wochen Kontrollbedingung: standarddermatologische Behandlung und Klimatherapie Wartegruppe, keine Intervention, andere Intervention, …

Gruppenzuweisung

randomisierte Zuweisung des Patientengutes bestimmter Aufnahmewochen zu den Versuchsgruppen

Gruppengröße

s.o.

Katamnese

Katamnese acht Monate nach Behandlungsende

Erhebungsinstrumente

Krankheitsverarbeitung – Selbsteinschätzung (Kratzkontrolle, Kognition über Juckreiz, Stressverhalten)

Entwicklung des Hautzustandes – ärztliches + subjektives Rating

Medikamentenverbrauch

Depressivität, Befindlichkeit, Beschwerden, psychosomatisches Krankheitsgeschehen – Selbsteinschätzung Fragebogen

Subjektive Effektivitätsschätzung einzelner Module

Schulungsleiter

keine Angabe

Primäre Zielgrößen

Kratzkontrolle: Gruppenprogramm zeigt in der Post-Messung sign. besseres Resultat, nicht stabil über Katamnesezeitraum.

Kognition: Gruppenprogramm vermittelt höhere Einschätzung der Kontrolle über Juckreiz in der Post-Messung; über Katamnesezeitraum stabil.

Stressverhalten: nur teilweise und über den Katamnesezeitraum nicht stabile Vorteile des Gruppenprogramms

Hautzustand: Verbesserungen beider Versuchsgruppen in Post-Messung; Versuchsgruppe tendenziell signifikant höherer Profit, der sich über den Katamnesezeitraum hält (p<.07)

Medikamentenverbrauch: tendenziell geringerer Verbrauch in der Versuchsgruppe nach Abschluss des Programms; Gruppenunterschiede stabil über Katamnesezeitraum

Beschwerden: höhere Beschwerdenreduktion in der Versuchsgruppe; Stabität über den Katamnesezeitraum

Depression und und Befindlichkeit: schon in Prä-Messung sign. Gruppenunterschiede

Psychosomatisches Krankheitsgeschehen: sign. Reduktion der Versuchsgruppe in Aggressionsunfähigkeit

Als wertvollste Gruppenübung wurde von den Teilnehmern der Austausch mit den anderen Gruppenmitgliedern eingeschätzt.

Weitere Zielgrößen

Drop Out/Behandlungsabbrecher: In der Versuchsgruppe schieden insgesamt 16 Personen aus; in der Kontrollgruppe sieben.

Sonstige Ergebnisse

Zielgrößen: keine Beschreibung der eingesetzten Instrumente zur Erhebung der Zielgrößen. Ergebnisdarstellung: keine tabellarische Darstellung der Rohwerte. Verwendung einer Vielzahl von evaluierten Parametern.

Diskussion

Das dreiwöchige Gruppenprogramm ist v.a. im Bereich der Krankheitsvearbeitung von Nutzen.

Hinsichtlich Depressivität und Befindlichkeit sind die Erfolge schwer zu interpretieren (Unterscheide bereits in Ausgangsmessung).

Einige Gruppenunterschiede nivellieren über den Katamnesezeitraum, dies spricht für einen wenig nachhaltigen Effekt der Behandlung.

Der unterschiedliche Zustand der Haut zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe bedingte unterschiedliche Medikation, hier liegen potentielle Verzerrungen in den Resultaten.

Ausgehend von den Ergebnissen der vorgestellten Studie wurde das Davoser Hautprogrammm weiterentwickelt und optimiert.

Weiteres

Die Ergebnisse werden mit zwei einschlägigen und zeitlich aufwändigeren verhaltensmedizinischen Gruppenprogrammen im ambulanten Setting verglichen. Die hier dargestellte Kurzversion eines Gruppenprogramms verzichtet auf einige in der Literatur als wirksam nachgewiesenen Verfahren, wie z.B. Entspannungsverfahren oder Einüben des Selbst-Monitoring.

Evaluationsergebnis Wirksamkeit bestätigt
Publikation(en) zur Evaluation Im Manual
weitere Publikationen k.A.

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? k.A.
Informationen zum TTT k.A.

Anmerkungen zum gesamten Programm

Stand des Eintrags: 26.02.2007