MoVo-LISA (Lebensstil-Integrierte Sportliche Aktivität)

Zusammenfassung

Das Interventionsprogramm „MoVo-LISA (Lebensstil-Integrierte Sportliche Aktivität)“ ist auf den Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils bei Erwachsenen gerichtet. Es wurde im Setting der stationären medizinischen Rehabilitation entwickelt, ist jedoch auch im ambulanten Rahmen durchführbar.

Ziel des Programms ist die Veränderung des Bewegungsverhaltens, die theoretische Grundlage stellt das MoVo-Prozessmodell dar. Daher werden motivationale Aspekte (Bildung einer Zielintention) und volitionale Umsetzungskompetenzen vermittelt.

„MoVo-LISA“ wird in Kleingruppen von 6 Teilnehmern in drei Einheiten (2 Gruppensitzungen, 1 Einzelgespräch) durchgeführt. Eine Schulung für den Moderator (Train-the-Trainer-Seminar) wird angeboten. Studien zur summativen Evaluation liegen vor.

Autoren Wiebke Göhner, Reinhard Fuchs Universität Freiburg mit Unterstützung der BfA (Berlin)
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Göhner, W. & Fuchs, R. (2007). Änderung des Gesundheitsverhaltens. MoVo-Gruppenprogramme für körperliche Aktivität und gesunde Ernährung. Göttingen: Hogrefe. (Kapitel 3: MoVo-LISA: Ein Kleingruppenprogramm in drei Einheiten, S. 17-75) ISBN: 978-3801720476
Kosten 29,95 Euro (Stand November 2023)
Schlagworte
Stand 2007
Anmerkungen zum Bezug Im o. g. Buch wird neben der Kurzintervention MoVo-LISA auch das Gruppenprogramm MoVo-LIFE detailliert vorgestellt.

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation indikationsübergreifend
Thema/Erkrankung sportliche Aktivität, Bewegung
Zielgruppe des Programms Erwachsene
besondere Zielgruppenkriterien Personen, die ihr Sport- und Bewegungsverhalten ändern wollen (z. B. aus gesundheitlichen Gründen)
Ausschlusskriterien medizinische Kontraindikationen für körperliche Aktivität
Durchführung und Themen
Setting ambulant und stationär umsetzbar
Teilnehmerzahl 6 Personen
Anzahl der Einheiten 3 Einheiten (2 Gruppengespräche, 1 Einzelgespräch)
Dauer der Einheiten 60 bzw. 90 Minuten (Gruppengespräche), 10 Minuten pro Einzelgespräch
Frequenz der Einheiten Abstand von ca. 7 Tagen (1. Gruppeng. – Einzelg.) bzw. 1-3 Tage (Einzelg.- 2. Gruppeng.)
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
Inhalte
  1. Gesundheitsziele und Bewegungsideen
  2. Bewegungsplan (Einzelgespräch)
  3. Barrieren und Barrierenmanagement

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Von jedem Teilnehmer ist nach der ersten Sitzung ein konkreter Bewegungsplan aufzustellen, der dann im Einzelgespräch besprochen wird.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur k.A.
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden hoch
Strukturierungsgrad Zeit hoch
Strukturierungsgrad Struktur hoch
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen Führen eines Bewegungsprotokolls, das 6 Wochen nach Programmende an den Gruppenleiter zurückgeschickt werden soll. Kurztelefonat 7 Wochen nach Programmende zu Erfahrungen mit der Umsetzung sowie ggf. Beratung bei Schwierigkeiten.
Vorbereitungsmaßnahmen k.A.
Einbezug von Angehörigen k.A.
Maßnahmen zum Alltagstransfer Entwicklung eines konkreten verbindlichen Umsetzungsplans für sportliche Aktivität (Bewegungsplans) und Führen eines Protokolls über dessen Verwirklichung nach Ende der Schulung. Erarbeitung persönlicher Strategien zur Überwindung von Ausführungshindernissen.
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen k.A.
Anmerkungen zu externen Ressourcen Auf eine gute Einbettung des Programms in das Behandlungskonzept der Einrichtung wird hingewiesen (u.a. Informiertheit aller Ärzte/Therapeuten über das Programm).

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen k.A.
Qualifikation des Personals Es besteht die Möglichkeit, an einer MoVo-Schulung teilzunehmen (s. Fortbildung).
Besonderheiten zum Personal Vorausgesetzt wird Vertrautheit mit dem theoretischen Hintergrund des MoVo-Prozessmodells und Erfahrungen in der Durchführung von Programmen auf der Basis des Selbstmanagement-Ansatzes und Kleingruppenarbeit.
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung

CD-ROM mit Begleitmaterialien (Vorlagen für Plakate, Flipcharts und Bewegungsbuch der Teilnehmer)

räumliche Voraussetzungen Tische bzw. Schreibunterlagen
Besonderheiten zur Ausstattung k.A.

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle

1) Göhner, W., Seelig, H. & Fuchs, R. (2009). Intervention effects on cognitive antecedents of physical exercise: a 1-year Follow-up study. Applied Psychology: Health and Well-Being, 1 (2), 233-256.

Katholische Universität für angewandte Wissenschaften, Universität Freiburg

2) Fuchs, R., Göhner, W. & Seelig, H. (2009). Long-term effects of a standardized group intervention on physical exercise and health: the MoVo concept.

Universität Freiburg, Katholische Universität für angewandte Wissenschaften

Die beiden genannten Publikationen beziehen sich auf die gleiche Evaluation: 1) Beschreibung der Auswirkungen auf die psychologischen Konstrukte 2) Beschreibung der Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten

Beteiligte DRV-Rehazentrum Schömberg
Evaluationsart summativ
Design sequenzielles Kontrollgruppendesign
Stichprobe körperlich-inaktive, chronisch orthopädische Patienten in der stationären Rehabilitation
Kontrollgruppe
  • Kontrollgruppe (KG): Standard-Rehabilitation
  • Interventionsgruppe (IG): Standard-Rehabilitation + MoVo-LISA
Gruppenzuweisung Zuweisung über Zeitstichproben (November 2005 bis März 2006: KG; Mai 2006 bis Juli 2006: IG)
Gruppengröße
  • Längsschnittstichprobe: N=220, n=132 (KG), n=88 (IG)

Es finden sich keine Unterschiede im Hinblick auf soziodemographische Variablen mit Ausnahme des Alters.

Katamnese
  • t1: 2 Wochen vor Reha
  • t2: Ende der Reha
  • t3: 6 Wochen nach Reha
  • t4: 6 Monate nach Reha
  • t5: 12 Monate nach Reha
Erhebungsinstrumente

1) Psychologische Konstrukte:

  • Selbstwirksamkeitserwartung
  • Ergebniserwartung
  • Stärke der Zielintentionen
  • Selbstkonkordanz der Zielintentionen
  • Realisierungsabsicht
  • Absichtsabschirmung

2) Körperliche Aktivität (Art, Frequenz, Intensität und Dauer der Aktivität)

3) Schmerzempfinden

Schulungsleiter Durchführung durch 5 geschulte Klinikmitarbeiter (4 Physiotherapeuten, 1 Psychologe)
Primäre Zielgrößen

1)

  • Bei Vergleich von t1 (2 Wochen vor Reha) und t3 (6 Wochen nach Reha) ist mit Ausnahme der Variable Selbstkonkordanz ein signifikant stärkerer Anstieg in der IG in allen untersuchten Variablen zu verzeichnen.
  • Diese Interventionseffekte erweisen sich im Hinblick auf den Erhebungszeitraum t3 (6 Wochen nach Reha) – t4 (6 Monate nach Reha) als stabil. Die Unterschiede zwischen IG und EG verringern sich zwar, bleiben aber auf deskriptiver Ebene deutlich unterscheidbar. Der signifikante Unterschied zwischen IG und EG bleibt zu t4 (6 Monate nach Reha) in den Variablen Selbstwirksamkeitserwartung, Ergebniserwartung, Stärke der Zielintentionen, Realisierungsabsicht und Absichtsabschirmung bestehen. Dies gilt ebenso für die Variablen Stärke der Zielintentionen, Realisierungsabsicht und Absichtsabschirmung zum Zeitpunkt t5 (12 Monate nach Reha).
  • Effektgrößen werden nicht berichtet.

2)

  • körperliche Aktivität: Minuten/ Woche: Zum Zeitpunkt t3 (6 Wochen nach Reha) steigert die IG das Ausmaß ihrer körperlichen Aktivität stärker als die KG, während der Abfall in der körperlicher Aktivität zum Zeitpunkt t4 (6 Monate nach Reha) geringer ausfällt (in der IG). Auch zum Zeitpunkt t5 (12 Monate nach Reha) beträgt der Unterschied in der körperlichen Aktivität zwischen IG und KG immer noch 28,5 Min/Woche.
  • körperliche Aktivität: ≥ 60 Minuten/Woche: Zum Zeitpunkt t5 (12 Monate nach Reha) waren noch 50% der IG mindestens 60 Minuten/Woche körperlich aktiv, jedoch nur 33% in der KG.
  • Schmerzempfinden: Zum Zeitpunkt t2 (Ende der Reha) hat sich in der IG und der EG das Schmerzempfinden gleichermaßen verringert. Während das Ausmaß des Schmerzes in der IG im Erhebungszeitraum t2 (Ende der Reha) – t5 (12 Monate nach Reha) konstant bleibt, steigt es in der KG langsam wieder an.
Weitere Zielgrößen Nicht signifikante Ergebnisse werden berichtet.
Diskussion

Limitationen:

  • Das Studiendesign erlaubt keine differenzierten Aussagen zur Wirksamkeit der verschiedenen Programmteile von MoVo-LISA.
  • Durch die fehlende Randomisation der Teilnehmer können auch andere Faktoren als das durchgeführte Treatment für die Unterschiede zwischen IG und EG verantwortlich sein.
  • Durch das zeitlich versetzte Kontrollgruppendesign wurden die Patienten zu unterschiedlichen Jahreszeiten aus der Klinik entlassen. Damit erscheinen Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten im Follow-up-Zeitraum möglich. Anhaltspunkte dafür ließen sich jedoch nicht finden.
  • Es ist nicht auszuschließen, dass in der IG sozial erwünschte Antworten abgegeben wurden. Dies erscheint insbesondere bei den Einzelgesprächen denkbar.

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? ja
Informationen zum TTT Ansprechpartnerin: Dr. Wiebke Göhner goehner@kfh-freiburg.de, https://www.movo-konzept.de/, Train-the-Trainer-Angebot des ZePG

Anmerkungen zum gesamten Programm

Dem Bewegungsbuch liegt ein Evaluierungsbogen bei, der sechs Wochen nach Programmende von den Teilnehmern auszufüllen und an den Gruppenleiter zurückzusenden ist.

Stand des Eintrags: 06.11.2023