STOPP den Kopfschmerz – Ein Training für Kinder und Jugendliche

Zusammenfassung

Zielgruppe des Programms „STOPP den Kopfschmerz – Ein Training für Kinder und Jugendliche“ sind Kinder mit chronischem Kopfschmerz zwischen 11 und 14 Jahren. Inhaltliche Schwerpunkte der Schulung sind: Informationen über den Schmerz, Entspannungsübungen, Kopfschmerz-Auslöser, funktionale und dysfunktionale Gedanken, Aufmerksamkeit, selbstsicheres Verhalten und Problembewältigung. Das Programm besteht aus 8 Trainingssitzungen und wird für eine Gruppengröße von 4-6 Teilnehmern empfohlen. Eine Evaluation liegt vor.

Autoren Heide Denecke, Birgit Kröner-Herwig
Lizenzhinweise publiziert
Bezugsquelle Denecke, H., Kröner-Herwig, B. (2000). Kopfschmerz-Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Ein Trainingsprogramm. Göttingen: Hogrefe. ISBN-10: 9783801713133 Die im Training verwendete Audiokassette mit den Instruktionen zur Progressiven Muskelrelaxation (PMR) ist unter folgender Adresse erhältlich: Prof. Dr. B. Kröner-Herwig Klinische Psychologie und Psychotherapie Georg-August-Universität Göttingen Goßlerstraße 14 37073 Göttingen
Kosten 29,95 EUR (Stand: Dezember 2022)
Schlagworte Kinder und Jugendliche, Kopfschmerz
Stand Version 2000
Anmerkungen zum Bezug Die Gruppenbehandlung wird von der Techniker Krankenkasse und anderen Ersatzkassen, aber auch z. T. der AOK, in der Regel im Umfang von 400 DM (Stand im Jahr 2000) pro Kind vergütet.

Ziele und Inhalte

Zielgruppe des Programms
Fachgebiet/Indikation Neurologie
Thema/Erkrankung chronischer Kopfschmerz
Zielgruppe des Programms Kinder/Jugendliche
besondere Zielgruppenkriterien

Alter:

  • Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 14 Jahren
  • Kinder im Alter zwischen 8 und 10 Jahren, sofern ihr Entwicklungsstand ein Verständnis der Trainingsinhalte erlaubt und Selbstkontrollpotenziale bestehen
  • Empfehlung: Der Altersunterschied der an einer Schulung teilnehmenden Kinder sollte nicht mehr als 2 Jahre betragen.

Weitere Teilnahmevoraussetzungen:

  • Diagnose: Migräne, Kopfschmerz vom Spannungstyp oder beide Diagnosen (Kombinierter Kopfschmerz)
  • Erkrankungsdauer: mindestens 6 Monate
  • Häufigkeit der Kopfschmerzepisoden: mindestens 2 Anfälle pro Monat
  • ausreichende Deutsch-, Lese- und Schreibkenntnisse
Ausschlusskriterien
  • symptomatischer Kopfschmerz als Folge einer Grunderkrankung
  • psychopathologische Auffälligkeiten (z. B. hyperkinetisches Syndrom)
Durchführung und Themen
Setting k.A.
Teilnehmerzahl Empfehlung: 4-6 Teilnehmer
Anzahl der Einheiten 8 Einheiten
Dauer der Einheiten Empfehlung: etwa 90 Minuten
Frequenz der Einheiten 1 Einheit pro Woche
Ziele und Inhalte
Ziele des Programms
  • Wissenserwerb
  • Training von Fertigkeiten
  • Einstellung zu gesundheitsgerechtem Lebensstil
Inhalte
  1. Informationen über den Schmerz
  2. Erlernen einer Entspannungsübung
  3. Identifikation von Kopfschmerz-Auslösern
  4. Dysfunktionale und funktionale Kognitionen
  5. Aufmerksamkeit und Kopfschmerz
  6. Selbstsicherer Umgang mit Freunden und Familie
  7. Problembewältigung
  8. Rückschau auf das Gelernte und Vorausplanung
Anmerkungen zu Zielen und Inhalten Die empfohlene Sitzungsdauer von 90 Minuten kann in Abhängigkeit von den Erfordernissen der spezifischen Gruppensituation flexibel gehandhabt werden. In jeder Sitzung sollen an geeigneter Stelle – je nach Bedarf und Wunsch der Kinder – Spiel- und Bewegungspausen eingelegt werden. Alle Sitzungen sind in ähnlicher Weise strukturiert:
  • Hausaufgabenbesprechung
  • Einführung in das Wochenthema
  • Übungen
  • Planung der Umsetzung in den Alltag
  • Hausaufgabenstellung für die kommende Woche

Didaktik und Methoden

Benutzte Methoden
Methodenliste
  • Vortrag
  • Diskussion
  • Verhaltenstraining oder Übung oder Rollenspiel
  • Einzelarbeit
Anmerkungen zu Methoden Am Ende jeder Einheit werden Hausaufgaben gestellt (Ausfüllen des Kopfschmerz-Tagebuchs, Durchführung von Entspannungsübungen…), die in der darauffolgenden Sitzung besprochen werden.
Strukturierungsgrad
Gruppenstruktur k.A.
(Detailtiefe der Vorgaben, die vom Konzept formuliert werden)
Strukturierungsgrad Methoden hoch
Strukturierungsgrad Zeit mittel
Strukturierungsgrad Struktur hoch
Anmerkungen zur Struktur und Flexibilität Im Manual findet sich keine explizite Angabe zur Gruppenstruktur. Aufgrund des Schulungsaufbaus wird implizit die Durchführung in einer geschlossenen Gruppe nahe gelegt.
Einbindung externer Ressourcen
Nachsorgemaßnahmen unmittelbar nach Abschluss des Trainings:
  • Abschlussgespräch mit Kind und Eltern
  • Abschlussevaluation inkl. Kopfschmerztagebuch über weitere 4 Wochen nach 6 Monaten:
  • Auffrischungssitzung (booster session)
Vorbereitungsmaßnahmen etwa 6 Wochen vor Beginn des Trainings:
  • Anamnesegespräch mit Kind und Eltern
  • Eingangsdiagnostik (ggf. weitere ärztliche Abklärung) 4 Wochen vor Beginn des Trainings (Baseline):
  • Kopfschmerz-Tagebuch
Einbezug von Angehörigen Das Eingangs- und Abschlussgespräch findet im Beisein der Eltern statt. Ansonsten wird auf einen expliziten Einbezug der Eltern verzichtet. Damit soll die Autonomie der Kinder sowie ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten zur Selbsthilfe gestärkt werden.
Maßnahmen zum Alltagstransfer
  • Besprechung der Rahmenbedingungen für das regelmäßige Einüben der Entspannungsübungen zu Hause
  • Rollenspiel zum Thema „Selbstsicherheit“
Einbezug von Selbsthilfeorganisationen k.A.
Anmerkungen zu externen Ressourcen k.A.

Rahmenbedingungen

Angaben zu den Dozent:innen
Dozent:innen psychologische und ärztliche Psychotherapeuten
Qualifikation des Personals Ausbildung in Verhaltenstherapie empfehlenswert: Kenntnisse über Kopfschmerz, chronischen Schmerz und Schmerzbehandlung (Verweis auf das 80-stündige Weiterbildungscurriculum, das von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes [DGSS] und der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und Forschung [DGPSF] angeboten wird.)
Besonderheiten zum Personal k.A.
Ausstattung und Material
Materialien der Schulung

Die Kopiervorlagen aller Materialien, Arbeitsblätter und benötigten Fragebögen sind im Manual enthalten.

räumliche Voraussetzungen k.A.
Besonderheiten zur Ausstattung Namensschilder für Kinder und Trainer, Kopfschmerztagebuch, Verstärkungs-, Motivations- und Spielmaterial (z. B. Sticker, bunte Filzstifte, Spiele, Malstifte, Papier, Knete, Puzzle, Sitzball, Stretchband, Igelball etc.), Entspannungskassette für jedes Kind, Sticker, bunte Papierschnipsel Jedes Kind benötigt für die Schulung ein DIN A4 Ringbuch mit einfacher Lochung zum Abheften der Materialien und Arbeitsblätter sowie einen Kassettenrekorder zur Durchführung der Entspannungsübungen zu Hause. In Sitzungen, in denen Entspannungsübungen durchgeführt werden, sind von den Kindern eine Isomatte oder eine Decke sowie ein kleines Kopfkissen mitzubringen.

Evaluation und Publikationen

Zusammenfassung der Evaluation

Quelle Denecke, H., Kröner-Herwig, B. (2000). Kopfschmerz-Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Ein Trainingsprogramm. Göttingen: Hogrefe.
Evaluationsart summativ
Design kombiniertes Vergleichs- und Wartekontrollgruppen-Design mit 6-Monats-Katamnese
Stichprobe

N = 85

Alter:

  • 9 bis 15 Jahre (statistisch bedeutsame Unterschiede in den Ausgangswerten der Gruppen)

Geschlecht:

  • 53%: Jungen

Diagnose:

  • 29%: Migräne
  • 39%: Kopfschmerz vom Spannungstyp
  • 32%: Migräne und/oder Kopfschmerz vom Spannungstyp

Dropout: 8 Kinder

Kontrollgruppe
  • IG 1: therapeutengeleitetes Gruppentraining (TGT) mit wöchentlichen Sitzungen (8x)
  • IG 2: Selbstlerntraining (SLT) mit wöchentlichem telefonischen Therapeuten-Kontakt (8x)
  • KG: Wartekontrollgruppe (WKG) mit unspezifischer Intervention (1-stündiges klinisches Interview mit Kind und Eltern, Kopfschmerz-Tagebuch über 4 Wochen)
Gruppenzuweisung randomisiert
Gruppengröße
  • Gesamt: N = 85
  • EG 1: (n = 30)
  • EG 2: (n = 35)
  • KG: (n = 20)
Katamnese
  • Prä-Messung: 5 Wochen vor Trainingsbeginn (IG 1, IG 2, KG)
  • Post-Messung: Trainingsende (IG 1, IG 2, KG)
  • Kat-Messung: 6 Monate nach Trainingsende (IG 1, IG 2)
Erhebungsinstrumente

Zielgrößen (Es wird nicht zwischen primären und sekundären Zielgrößen unterschieden.):

  • Zufriedenheit
  • Kopfschmerzsymptomatik (subjektive Verbesserung)
  • Häufigkeit, Intensität und Dauer des Kopfschmerzes
  • Medikamentenkonsum
  • Stesscoping, Stresssymptome, Stresserleben
  • Selbstbild

Erhebungsinstrumente:

  • SIKI – strukturiertes Kopfschmerz-Interview für Kinder und Eltern
  • Kopfschmerz-Tagebuch
  • SSK – Fragebogen zur Erhebung von Stresserleben und Stressbewältigung im Kindesalter (Lohaus et al., 1996)
  • Fragebogen zur subjektiven Erfolgsberurteilung nach dem Training
  • Fragebogen zur subjektiven Erfolgsbeurteilung sechs Monate nach dem Training
Schulungsleiter Der Trainingsleiter der EG 2 stand den Kindern bei Problemen während der Trainingsdurchführung auch außerhalb der vorgesehenen wöchentlichen Telefonkontakte telefonisch zur Verfügung.
Primäre Zielgrößen
  • Zufriedenheit mit beiden Trainingsformen [0-3]
    • EG 1: m = 2.77 (sd = 0.55)
    • EG 2: m = 2.36 (sd = 0.78)
  • Kopfschmerzsymptomatik (subjektive Veränderung)
    • EG 1: leichte bis starke Verbesserungen bzw. Schmerzfreiheit bei 96,6%
    • EG 2: leichte bis starke Verbesserungen bzw. Schmerzfreiheit bei 92,9%
  • Häufigkeit, Intensität und Dauer des Kopfschmerzes
    • EG 1: Verbesserung bei 56% (Post-Messung); Verbesserung bei 74% (Kat-Messung; mittlere ES = 1.08)
    • EG 2: Verbesserung bei 51% (Post-Messung); Verbesserung bei 67% (Kat-Messung, mittlere ES = 0.63)
    • KG: Verbesserung bei 36% (Post-Messung)
  • Abnahme des Medikamentenkonsums
  • Stesscoping, Stresssymptome, Stresserleben: signifikante Verbesserung in IG 1
  • Verbesserung des Selbstbildes

Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt despriptiv.

Nicht-signifikante Ergebnisse und einzelne Effektstärken werden berichtet.

Sonstige Ergebnisse Auch in der KG trat eine Reduktion der Kopfschmerzen auf. Die Autoren vermuten, dass dieser Effekt durch die unspezifischen Interventionen oder durch einen Spontanverlauf der Kopfschmerzen zu Stande kam.
Weiteres Kröner-Herwig, B. (2007). Die Behandlung von Kopfschmerz bei Kindern und Jugendlichen – eine Praxisstudie. Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, 28 (3), 373-385.

Evaluationsergebnis Wirksamkeit bestätigt
Publikation(en) zur Evaluation publiziert, im Manual enthalten

Train-the-Trainer

spezifisches TTT vorhanden? keines bekannt

Anmerkungen zum gesamten Programm

Stand des Eintrags: 25.03.2010